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der innen erstarrten Glasmasse ab, sodaß beim Herausheben die obere leere Topfhälfte und 
ebenso die untere mit der Glasmasse je ein Stück bilden. 
Beim Schmelzen kommt es oft vor, daß trotz sorgfältiger Untersuchung der neuen Töpfe diesel 
ben doch kleine Löcher und Bläschen haben, oder im Feuer springen. In solchen Fällen geben 
die unglasirten Näpfe, welche seltener schadhaft werden, wenigstens so weit einen Schutz, daß 
sie den größten Theil der fließenden Glasmasse in der unteren Topfhälfte zurückhalten. Immer 
hin läuft dabei ein beträchtlicher Theil der Schmelze auf die Sandbettung der Ofenbank und von 
dieser hinunter in die Feuerung, wo er zum Theil an die Roststäbe festschmilzt. Es müssen da 
her vor dem nächsten Brande die Roststäbe herausgenommen und von dem anhaftenden Glase 
durch Abklopfen mit einem Hammer befreit werden. Dieses ist auch der Grund, daß Roststäbe 
aus Gußeisen nicht verwendet werden können. 
War der Brand gut geführt und die Kühlung sorgfältig beachtet, so ist die Compositionsmasse ein 
compactes Stück Glas, frei von Bläschen, ohne Schlieren, durch und durch von gleicher Be 
schaffenheit. 
Nun beginnt eine ziemlich mühsame Arbeit, nämlich das Herauslösen und äußerliche Reinigung 
der Glasmasse von den angeschmolzenen Thonscherben. Einige schwache, kurz geführte 
Hammerschläge genügen wohl zum Ablösen der größeren Thonscherben, doch kleinere Par 
tien, wie die schwache Haut der Lehmglasur, sitzen sehr fest an der Compositionsmasse und 
müssen mit einem, an beiden Seiten flach geschärften Stahlhammer sorgfältig abgepickelt wer 
den. Ist dieses geschehen, so wird mit Hartmeisel und kleinem Fäustel der Glasklumpen, wel 
cher ein Gewicht von 35-40 kg hat, in mehrere Stücke zerschlagen; diese Stücke, 1-4 kg 
schwer, kommen zur weiteren Verarbeitung vor den Ziehofen. Da es nun nicht immer gelingt, nur 
Stücke von gewünschter Größe zu erhalten, so werden solche von nur 0,5 kg auch mit verarbei 
tet. Noch kleinere Stücke und viele sich dabei ergebende Splitter werden sorgfältig gesammelt, 
gereinigt und bei einer nächsten Schmelze dem frischen Gemenge wieder beigegeben, und 
zwar ganz oben aufgelegt. Solche Brocken dürfen jedoch nur 1 A oder höchstens 1 /s des Gewich 
tes des frischen Gemenges betragen. Brocken und Abfälle, welche bei der späteren Fabrikation 
sich ergeben, finden in derselben Weise ihre Verwendung, wenn auch nicht zu Krystall, so doch 
für gefärbte Gläser. 
War die Kühlung schlecht, so zerspringt der Klumpen beim Zertheilen nicht in die gewünschten 
größeren Stücke, sondern in sehr viele Brocken und Splitter, selbst die mühsam erzielten Stücke 
springen dann beim Wiederanwärmen vor dem Ziehofen und selbst nach den späteren Manipu 
lationen gehen die Stücke noch entzwei. Bei dem bedeutend höheren Werthe dieses Materiales, 
oft dem 4-8fachen gegenüber dem gewöhnlichen Glase, kann der daraus entstehende Verlust 
bedeutend ins Gewicht fallen. Ein Umschmelzen der Brocken ohne frische Schüttung in den Topf 
ist nicht statthaft, weil in diesem Falle nie ein bläschenfreies Product zu erhalten ist. 
Wenn es vielfach in Büchern bei Herstellung der Strasse heißt, daß die geschmolzene Masse ein 
oder mehrere Male umgeschmolzen werden soll, und zwar, indem dieselbe ausgeschöpft, in 
Wasser geworfen, zerkleinert und wieder geschmolzen wird, womit man wohl die vollkommene 
Vermischung und Vertheilung der ungleichen Schmelzmaterialien bewirken will, so kann das 
hierbei angegebene Verfahren nur bei ganz anderer Schmelzeinrichtung unter Zuhülfenahme 
weit höherer Temperaturen statthaben, ist jedoch, wie vorstehend erörtert, auf weit einfachere 
und rationellere Art zu erreichen. 
Je höher der Kieselsäuregehalt einer Glasmasse, desto besser läßt sich dieselbe am Schleif 
stein bearbeiten, und um so schöneren Glanz erhält ihre Politur. Dieses gilt für alle Gläser, auch 
für Hohl= und Spiegelgläser. Da jedoch in den Compositionsmassen der Kieselsäuregehalt stets 
ein niedriger bleibt, so erfordert das Schleifen und Poliren der daraus gefertigten Gegenstände 
eine erheblich größere Mühe, als bei jenen, im Schmelzen sich härter zeigenden Gläsern. Zu 
wenig oder schlecht geschmolzene Compositionsmasse schmiert auf dem Schleifstein, weil die 
Kieselsäure nicht vollständig gelöst und das Ganze nicht gehörig durcheinander gemengt und in 
völlige Verbindung getreten ist. Wenn solche Massen nur 1-2% Thonerde enthalten, so greift 
der Schleifstein gar nicht an, daher müssen eben die Schmelztöpfe mit harter Glasur versehen 
sein, und ist besonders auf die absolute Reinheit des Kieselsäurematerials zu achten. 
Der höhere schönheitliche Werth dieser Compositionsgläser gegenüber dem gewöhnlichen Ge 
brauchsglase liegt in der besonderen Reinheit und dem großen Lichtbrechungsvermögen des 
Bleiglases. Diese Eigenschaften werden durch sorgfältigen Schliff unterstützt und erhöht, der 
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