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che einander gegenübersitzen, dabei arbeiten können, der Ofen sich also zwischen beiden Per 
sonen befindet. Lieber einem Feuerschlitz, welcher nach den, den Arbeitern zugewendeten offe 
nen, sich gegenüberliegenden Seiten 24 cm breit ist und eine Weite von 7-8 cm hat, kann jeder 
Arbeiter 2 oder 3 Glasstangen zugleich einlegen. 
Ein solcher Ofen besteht aus zusammengefügten Chamotteformtheilen, hat 30 cm über dem 
Fußboden einen weitspaltigen Rost, auf welchem die Steinkohlen von beiden Seiten durch 
kleine Löcher eingeworfen werden. Jeder Arbeiter, Drücker, besorgt dieses Nachschüren an der 
ihm zur rechten Hand liegenden Seite während der Arbeit selbst. Dieses geschieht in Pausen 
von 8-10 Minuten, doch immer nur mit einzelnen Kohlenstückchen, damit bei dem ungefähr 
50 cm über dem Roste liegenden Feuerschlitze stets eine möglichst staube und rauchfreie 
Flamme emporschlägt. Der Steinkohlenverbrauch ist dabei 60-70 kg für den Tag für beide Arbei 
ter. In einer Höhe von 8 cm über dem Feuerschlitz ist eine schwache Feuerbrücke, die soge 
nannte Fuchsplatte angebracht, welche dazu dient, daß diese, erglühend, auch die Hitze von 
oben auf die Stange wirken läßt und die Flammenrichtung dem Arbeiter entgegenführt. Der 
Fuchs trägt auch eine kleine, aus schwachen Thonplatten gebildete Kammer, in welche kleine 
Kühltöpfe gestellt werden, um die frisch abgepreßten Steinchen zur Kühlung aufzunehmen. Lie 
ber das ganze Oefchen ist eine Blechhaube gestellt, welche nach oben in ein Rauchrohr über 
geht, um die Verbrennungsproducte, wie die heiße Luft, von den Arbeitsstellen abzuziehen und 
in einen Schornstein oder auch direct durch das Hüttendach hinauszuführen. In horizontaler 
Richtung, nach jeder Seite dem Arbeiter zu, ist am Feuerschlitz die Ringschwelle, das ist eine 
schmale Leiste von sehr glattem und dichtem Thon, angebracht, welche die Glasstange am 
schmelzenden Ende stützt; von der Ringschelle etwas nach abwärts geneigt ist eine Gußeisen- 
heerdplatte, welche sich nach außen mit einem horizontal gelagerten Granitstein, dem sogen. 
Form= oder Druckstein, abgleicht. Als Verlängerung des Drucksteines ist noch ein in gleicher 
Höhe stehendes Tischchen aus Holz angebracht. Die Glasstangen liegen daher mit ihren kalten 
Enden auf dem Holztischchen und mit den schmelzenden Enden über die etwas höher ange 
brachte Ringschwelle hinaus in dem vom Schlitze aufsteigenden Feuer. 
Die wichtigsten Werkzeuge des Drückers sind die Formzangen. Diese bestehen aus Schmie 
deeisen, in den Backen derselben sind Stahlkerne eingeshraubt, welche gestanzt, also vertieft, 
genau die Form und Anordnung der Facetten enthalten, wie sie der fertige Stein haben soll. Von 
solchen Zangen ist eine große Auswahl von vielen Hundert Stücken nöthig, da nicht nur für jede 
vorkommende Edelsteinschliffform und für die sonst vielgestaltigen Phantasiegegenstände, son 
dern auch für jede Größe ein und derselben Gattung eine solche Zange vorhanden sein muß. Oft 
werden 20 und mehr Größen von einer Sorte gebraucht, und zwar von 1,5 bis 30 mm Durchmes 
ser des Steinchens. Zweitens braucht der Drücker eine Klemmzange mit Holzgriff, damit, wenn 
die Glasstangen soweit abgeschmolzen und abgearbeitet sind, daß er sie der Hitze wegen nicht 
mehr mit der bloßen Hand anfassen kann, diese Stumpfen, sowie die erwähnten Zwacker in die 
ses Klemmeisen gesteckt, mit einem Riegel festgezogen und vollends aufgearbeitet werden 
können. Ein Wasserkühlgefäß zum jeweiligen Abkühlen der Formzange, ein kleines Unschlitt 
näpfchen und ein glattes Eisenplättchen als Marbel vervollständigen die Handwerkszeuge, de 
ren ein Drücker bedarf. 
Das Drücken selbst geschieht, nachdem der Arbeiter 2 Glasstangen durch langsames Vorschie 
ben ihrer Enden zur Feuerstelle vorsichtig angewärmt hat. Ist dieses genügend geschehen, so 
schiebt er die Stange mit der Spitze über die Ringschwelle bis in den aufsteigenden Feuerstrom; 
in 1 bis 2 Minuten beginnt das Erweichen, und die Spitze neigt sich nach abwärts. Nun nimmt er 
mit der linken Hand die Stange aus der Glüht, richtet deren weiche verbogene Spitze auf dem 
Marbelplätthen wieder gerade und bringt dieselbe zwischen die mit der rechten Hand regirte 
Zange, in deren geöffnete Form. Ein schwacher Druck genügt, das Steinchen auszuformen, wel 
ches jedoch am Rande nicht vollständig abgetrennt wird, sondern mit der weichen Stangenspitze 
durch ein dünnes Glasband im Zusammenhang bleibt. Die Formzange stützt sich dabei mit einer 
Backe auf den Drückstein. Bei Festhalten der Glasstange genügt eine kleine Seitenbewegung 
der Form, den weichen Theil der Glasspitze ein wenig auszuziehen und sofort ein zweites, drittes 
u. s. w. Steinchen abzudrücken. Diese Arbeit geht so schnell, daß nach einmaligem Anwärmen 
der Stange von kleinen Steinchen 30-40 Stück als ein zusammenhängendes Schnürchen abge 
preßt werden. Bei größeren Stücken ist die Zahl geringer; es kommen auch Steine von 30 mm 
Durchmesser vor, von welchen höchstens 2 Stück gepreßt werden können. Die abgedrückten 
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