12 Schnüren wuren zu einer Masche zusammengebunden; 2 Maschen bildeten ein Bund =
100 Dutzend.
Der größte Teil wurde nach Indien exportiert und nur ein kleinerer Teil zur Anfertigung von Ro
senkränzen verwendet.
Zu Anfang der 1850er Jahre wurden zweL und dreimalige Perlen, polierte sowie auch rohe Bis
sei mit Lackfarbe eingemalt. Das Malen geschah entweder am Faden oder im Topfe. Bei erste-
rem Verfahren war folgender Vorgang üblich: Die Farbe wurde auf einer Glastafel in Terpentinöl
gerieben und Damarlack zugesetzt. Ein Wollfaden wurde in diese Farbe eingetaucht oder mit ei
nem Pinsel überstrichen, dann an das Ende einer langen Perlenschnur angebunden und die Per
len darauf gezogen und fleißig gedreht („gewölkert“). Erfolgte das Einmalen im Topfe, so wurden
die Perlen in einen Topf geschüttet, die Farbe darüber gegossen und durch fleißiges Umschüt
teln die notwendige Gleichmäßigkeit erzielt. Nach dem Herausnehmen der Perlen wurde die auf
denselben oben angesetzte Farbe mit Leinwandtüchern halbwegs abgeputzt. Die vollständige
Reinigung der Perlen wurde dann auf einem Leinwandtuche, welches man zuvor in einer Lauge
(Wasser und Soda) eingetaucht und dann gut ausgewunden hatte, vorgenommen. Farbe
brauchte man bei diesem Verfahren bedeutend mehr. Sie wurde auf einem großen, glatten Gra
nitsteine gerieben.
Erst im Jahre 1872 wurde die Farbe gleich in die ganzen Stängel eingezogen. Als die großen
Perlen von Nr. 0 an, unter dem Namen „KP=Perlen“ bekannt, nicht mehr geschliffen verlangt wur
den, polierte man sie nur und zuletzt wurden sie nur noch gesprengt geliefet. Lieferanten waren:
KörnePSeidl und Simm in Polaun.
Im Jahre 1858 wurde in die Glasstängel Silber eingezogen. Der Silbereinzug erfolgte zuerst auf
warmem, dann auf kaltem Wege. Der Erfinder des ersteren Verfahrens war Dr. Hartwig Weis
kopf, der sich neben seinem ärztlichen Berufe auch mit Chemie befaßte. Die damals in seinem
Hause wohnhaften Vinzenz Kleinert und Leopold Rößler waren die Ersten, welche diesen Ein
zug machten. - Die erste Versilberung auf kaltem Wege machte Emanuel Fischer, welcher die
ses Verfahren durch Vermittlung des Kaufmannes Franz Lucke in Morchenstern von einem Che
miker gelernt hatte. Versilberungsflüssigkeit war auch in Gablonz beim Apotheker Ulrich erhält
lich, das Pfund zu einem Gulden.
Bei der Versilberung auf warmem Wege wurde Nelkenöl verwendet. Die Ware behielt aber von
diesem Oel den starken Geruch lange bei und wurde deshalb auch nicht gern gekauft. Auch die
Erzeugung selbst stieß auf Schwierigkeiten. Zur Auflösung des Oeles gebrauchte man Spiritus
anstatt Alkohol und bei der Zusammenmischung der Flüssigkeiten wurde das im Spiritus enthal
tene Wasser ausgeschieden und lief beim Einziehen in den Stängeln in gerader Linie herunter,
so daß in den versilberten Stängeln ein leerer Streifen entstand, wodurch sie unbrauchbar wur
den. Dem Silbereinzug auf kaltem Wege nach dem vom Chemiker Liebig erfundenen Verfahren
gab man den Vorzug.
Die Silberperlen („Silberbissel“) wurden die erste Zeit gut bezahlt, und zwar für 1000 Dutzend
5 fl. Der Ankauf erfolgte in kleineren Partien. Es dauerte gar nicht lange, so wurde der Preis her
abgedrückt, der Artikel fing an, starken Absatz zu finden. Der Preisdruck hielt an und hatte zur
Folge, daß die Nummeration immer kleiner und kleiner, die Versilberung immer schlechter und
schlechter gemacht wurde, so daß die Ware immer mehr und mehr an Schönheit verlor. Die gro
ßen Aufträge, die heute noch auf diesen Artikel gemacht werden, läßt man gewöhnlich im Winter,
wo die tschechischen Sprenger billiger arbeiten, ausführen.
Die Glasstängelversilberung brachte aber auch noch einen anderen Industriezweig mit sich.
Da die Silbereinzugsperlen wegen ihres schönen Glanzes überall Bewunderung erregten, so
waren die Frauen bemüht, einen passenden Zimmerschmuck daraus anzufertigen. Höchstwahr
scheinlich war Frau Helene Fischer (Czeka=Schuster) in Morchenstern die erste, welche aller
hand Gegenstände: Ampeln, Wandtaschen, Lampenteller, Körbchen etc. anfertigte, wobei ihr die
Fertigkeit im Sticken sehr zu statten kam. Nachdem es ihr bald einige Frauen abgeguckt hatten,
dauerte es nicht lange und es herrschte reger Wetteifer in der Herstellung derlei Erzeugnissen.
Lampenschleier, Herzei, Bildschürzel, Lichtschalen, Uhr= und Nähkästchen, Eckbretter, große
Ampeln, Luster in verschiedenen Fagons, wie Zacken, Blätter, SpindeLBehang (6-40 Linien
lange, gesprengte Glasstängel), Wandkörbe, Tischdecken, Fenster= und Türvorhänge, in Kir
chen bei den Altären, Bordüren für Reitschulen, etc. Ja selbst ganze Wandflächen wurden mit
derartigen Stickereien verziert.
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