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Durch Einwanderer aus Zengg in Kroatien soll die Perlenindustrie auch nach Nordböhmen ver 
pflanzt worden sein. Im Jahre 1700 erzeugte Elias Zenkner in einer für diese Zwecke eigens er 
richteten Glashütte mit einer Anzahl fremder Glasarbeiter hohle Glasröhren, die er über der 
Stichflamme auf primitive Art zu Perlen verarbeitete. Hier entwickelten sich denn auch alsbald die 
verschiedenen Zweiggebiete der Glasperlenerzeugung, nach denen wir Wickel=, Druckperlen 
oder KörnerLHackperlen oder Schmelz und eigentliche Hohlperlen zu unterscheiden haben ... 
Die Wickelperle und ihre Herstellung. 
...In Deutschland wurden Wickelperlen schon im 16. Jahrhundert erzeugt. Der Glasmacher be 
diente sich dabei des sogenannten Wickeleisens, das aus einem mehr oder weniger starken 
Drahtstücke bestand. Dieses wurde an einem Ende in ein Breigemisch von Ton= und Kalkpulver 
getaucht und so mit einem Erdstoffe überzogen. Da das Wickeleisen beim Gebrauch ziemlich 
heiß wurde, so trocknete der Erdüberzug ziemlich rasch und der Glasarbeite tauchte nun das mit 
dem Erdstoff überzogene Drahtende in einen mit flüssigem Glas gefüllten Tiegel, hob etwas 
Glasmasse aus und ging darauf an das Formen der Perle, indem er das glühende Glasklümp 
chen in einem runden Formholz drehte und bewegte. Dadurch erlangte das Schmelzglas die 
perlrunde Form. Nach dem Erkalten wurden die so hergestellten Perlen mit einem Holz abge 
streift und die Arbeit begann von neuem. Natürlich war auch diese Erzeugungsweise sehr primi 
tiv. Es war auch nicht möglich, größere Quantitäten zu erzeugen. Später kam man auf die An 
wendung sogenannter Formstecher, wobei es bereits gelang aus einem Schmelz drei und mehr 
Perlen auf einmal abzustechen. 
Eine besondere Dekorierung der Perlen gab es damals noch nicht. Die Wickelperlen wurden 
meist aus dunklem sattfarbigem Glase oder auch aus durchscheinender Glasmasse hergestellt. 
Die Anwendung des Formstechers führte aber alsbald zur Anbringung von Verzierungen, wie 
Sterneindrücke, Kreise, geometrische Ornamentformen überhaupt, die später mit weißem 
Schmelzglas ausgefüllt wurden. Da es aber dem Perlenerzeuger vielfach an der hierzu notwen 
digen Geschicklichkeit fehlte, so fielen diese Flächendekore meist plump und unschön aus ... 
Selbst durch die Fühlungnahme mit venezianischen Glasperlenarbeitern, wie es 1600 in Nürn 
berg geschah, kam es zu keiner weiteren Entwicklung dieser Art der Perlenerzeugung, denn 
1637 gab es nur noch einen einzigen Perlenerzeuger in Nürnberg und im 17. Jahrhunderte fiel 
somit eine Kunst in Vergessenheit, die vielleicht einstmals den Aegyptern Reichtum und Wohl 
habenheit verlieh. Mit der späteren Aufnahme der Hohlperlenerzeugung in Böhmen, im Fichtel 
gebirge usw., kam die Wickelperle jedoch neuerdings in Mode und heute spielt sie in Frankreich 
selbst eine wichtige Rolle, da man zur Erzeugung solcher Perlen spezielle mechanische Vorrich 
tungen geschaffen, die wir hier im Bilde 29 skizziert sehen. Die von M. Bonnet patentierte Vor 
richtung bezweckt eine ununterbrochene maschinelle Erzeugung von Wickelperlen nach dem 
Prinzipe des Glasspinnens. Fig. 1 zeigt uns eine Vorderansicht, Fig. 2 eine Seitenansicht des be 
treffenden Apparates. Der Arbeitsvorgang ist dabei folgender: der Arbeiter wickelt von dem über 
der Stichflamme geschmolzenem Glase ein Külbchen auf den Draht 1, welcher mit einer Masse, 
bestehend aus Aluminium und Kaolin mit Wasser zu einem Brei angerührt, überzogen ist. Wäh 
rend der Draht in rotierende Bewegung versetzt wird, wird die Perle geformt. Dann bricht man 
den Schmelzfaden ab, läßt die Stichflamme kurze Zeit auf das Perlkügelchen wirken, um eine 
richtige Formverschmelzung zu erzielen und beginnt die Arbeit von neuem, bis der ganze Draht 
mit Perlen besetzt ist. Nun wird der Draht ausgehoben, die Perlen werden hierauf nach kurzer 
Zeit abgestreift und nachdem man den Draht wieder mit der feuerbeständigen Masse bestrichen, 
beginnt dieselbe Arbeitsweise. 
Die HandWVickelperlenerzeugung benützt zum Aufwickeln der Glasperlen ebenfalls einen Kup 
ferhohldraht. Dieser wird aber einer Wiederverwendung nicht zugeführt, sondern man bringt die 
Perlen in ein säurefestes Gefäß und entfernt den Metalldraht durch Auflösung in Salpetersäure. 
Von Wichtigkeit für die Vollwickelperle ist vor allem eine schöne Form und eine gleichmäßige Lo 
chung. Wenngleich Wickelperlen aus den verschiedensten Glassorten hergestellt werden, so er 
hält doch das Alabaster und Feueropalglas meistens den Vorzug und zwar aus dem Grunde, 
weil dieses Glas für die weitere Dekoration der Perlen mit Fischsilber, lris= oder Lüsterfarben von 
besonderer Bedeutung ist. 
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