Die Verwendung von Farbstoffen für Hohlglas= und Schmelzperlen.
Da die Hohlglasperlen, wie schon früher einmal angedeutet wurde, vielfach auch als Ersatz für
Korallperlen benützt werden, mußten sie mit korallartigen Farbstoffen dekoriert werden. Beizfar
ben, wie sie sonst bei Holz=, Steinnuß= oder Zelluloidperlen in Anwendung stehen, kommen je
doch hier nicht in Frage. Die Färbetechnik beschränkt sich vielmehr auf einige Lackfarben und
hauptsächlich auch auf gewisse Anilinfarbstoffe.
Zur Herstellung der korallroten Töne benützt man ein Farbengemisch aus Türkischrot und Co-
chenillack versetzt mit Mennige. Von den Anilinfarbstoffen stehen insbesondere für rote Töne auf
Schmelzperlen folgende in Verwendung: Diamantfuchsin, welches sich zur Herstellung borde
auxroter Töne eignet, ferner das für scharlachrote Nuancen mit Vorliebe verwendete Ponceau-
rot, sowie das für Koralltöne entsprehende Safraninrot und verschiedene Zwischenstufen von
Rubinrot. Grüne Färbungen werden durch Malachitgrün und Methylgrün bewirkt, während für
gelbe Nuancierungen Krysoidin=, Orang= und Bernsteingelb in Betracht kommt. Ferner hat man
für braune Töne Maron= und Havanabraun, für blaue Methylblau und für violette Methylviolett zu
weilen benützt. Wie bereits früher erwähnt, hilft man sich bei den Farbenzusammenstellungen
auch oftmals durch die Auswahl der betreffenden passenden Farbengläser, die ja bekanntlich in
reichster Farbenskala stets vertreten sind. Handelt es sich darum, mit Fischsilber dekorierten
Perlen die sogenannten Seidefärbungen zu geben, dann benützt man Aetherkollodium, in das
man winzige Teilchen des betreffenden Anilinfarbstoffes einträgt. Mit diesem Material überzieht
man die mit einer Silberschicht dekorierten Perlen und macht nach dem Trocknen weitere Fisch
silberüberzüge, wobei der Farbton in seiner Weichheit und Zartheit zur Geltung kommt.
Die Erzeugung der Druck= und Preßperlen.
Die Druck= oder Preßperle reicht in eine frühe Entwicklung der Perlenindustrie zurück. In Böh
men, wo diese Perlen heute noch erzeugt werden, dürften sie vermutlich in der Zeit von 1780
aufgetaucht sein. Man kann sie als Produkt der damals schon im Turnauer Kreise weitverzweig
ten Kompositionsglaserzeugung ansehen. Die Kunst des Kompositionsglasbrennens soll angeb
lich durch italienische Arbeiter dahin verpflanzt worden sein. Durch Zusammenschmelzen von
Kieselerde, Borax, Bleioxyd und ein wenig Salpeter erzeugte man Glasflüsse, die durch Hinzu
fügung verschiedener Metalloxyde verschiedentlich gefärbt wurden. Aus diesem Kompositions
glase wurden Stangen gezogen und diese wiederum wurden zur Erzeugung von Glasperlen ver
wendet. Die Hauptfarben der gangbarsten Glassorten waren damals Rosa, Rubin, Granat, Tür
kis, Topas usw.
Die Herstellung der Druckperlen oder „Lorbeeren“ war durchaus nicht so einfach, da man noch
nicht über entsprechende Hilfswerkzeuge verfügte. Man verwendete hierzu zweiteilige Preßfor
men und während also das im Feuer geglühte Glasschmelzstück von dem einen Arbeiter zwi
schen die Formteile gebracht und gepreßt wurde, mußte ein zweiter Arbeiter mittels eines Eisen
stiftes das Loch in die Glasperle stechen. Es läßt sich denken, daß die Arbeiter auf diese Arbeit
gut eingestellt sein mußten. So erzeugte Perlen wiesen natürlich einen Brockenreif auf, der dann
abgescheert und durch Schleifen der Perlen entfernt werden mußte.
Mit der Erzeugung des Stangenglases erfuhr diese umständliche Erzeugungsweise wesentliche
Verbesserungen, wobei auch der Grund zur eigentlichen Druckperlenerzeugung gelegt werden
konnte.
Diese Erzeugung geschieht heute in eigens hiezu errichteten Werkstätten - Druckhütten ge
nannt -, wo der Arbeiter gewöhnlich aus Steinen und Tonziegeln und Lehm einen Feuerherd,
den eigentlichen Druckofen errichtet hat. Hier werden nun die Glasstangen an dem einen Ende
im Kohlen= oder Gasfeuer geglüht und mit einer Preßzange zu Perlen geformt. Die Preßformen
hat man durch praktische Stechvorrichtungen derart verbessert, daß man ohne Hilfe einer zwei
ten Person eine beträchtliche Menge solcher Druckperlen erzeugen kann. Noch wesentlich ver
bessert wurde der Arbeitsvorgang durch die Einführung sogenannter Körneidruckmaschinen.
Man unterscheidet hier zwei bestimmte Ausführungstypen und zwar den sogenannten Oberste
cher, wo der Stahldorn senkrecht in die Preßform eintritt und den Seitenstecher, wo also die Na
del seitlich die Lochung der Perle bewerkstelligt. Die Handhabung der Maschine ist aus der Ab
bildung 43 leicht ersichtlich. Es handelt sich hier um ein einfaches Modell eines Oberstechers.
Beim Niederdrücken des Hebels werden die Formteile K geschlossen, gleichzeitig wird die im
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