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des Symbolismus lieferte). Als van Gogh nach Arles kam, begannen gerade die
Obstbäume zu blühen; kurz darauf erhielt er die Nachricht vom Tode des Antoine
Mauve, während er soeben an einem Gemälde über das Thema der Blüte arbeitete.
„Momentan bin ich von den blühenden Obstbäumen von den rosa Pfirsichbäumen,
und von den weißgelben Birnbäumen begeistert.“ (4) Der Künstler beschreibt die
Handlung, in welcher er dieses Gemälde dem Gedächtnis des Mauve widmete, so:
„Ich hatte draußen in einem Obstgarten an einem Bild gearbeitet — ein gepflügtes
lila Feld, einen Zaun aus Schilf, zwei rosa blühende Pfirsichbäume, die sich gegen
einen herrlichen blauen und weißen Himmel emporheben. Das war wahrscheinlich
die beste meiner Landschaften, die ich gemacht habe. In dem Moment, als ich es
nach Hause gebracht hatte, habe ich von unseren Schwestern einen Brief erhalten,
der der Erinnerung Mauves gewidmet war. Nur eines ist mir geblieben, etwas hat
mir die Kehle vor Ergriffenheit zugeschnürt, und ich habe auf meine Zeichnung
geschrieben: Erinnerung an Mauve ... es schien mir, daß es bei der Erinnerung an
Mauve etwas Zärtlichen und Lustigen bedürfte . . .“ (5) So entstand im Gemälde
des Museums Kröller-Müller in Otterloo (Fig. 8, Taf. 143) die Assoziation des Themas
der Blüte mit dem Gedanken des Todes; mit diesem Bild ließ van Gogh ein Meisterwerk
entstehen, weil es ihm gelang, einen „moralischen“ Wert vollständig auszudrücken;
so vollbringt er es, dem Sinn des Todes die Dramatik wie in der japanischen Philosophie
mit dem Gedanken zu nehmen, daß die Anwesenheit in unserem Gedenken derjenigen,
die nicht mehr sind, ihr Leben erneuert wie der Frühling die Blüte der Bäume.
In der ersten Phase der Periode 1886-1888 hat van Gogh in Paris hingegen das
Problem des „quantitativen“ Raumes einer chromatischen Skala berührt beziehungs
weise das Problem der Suche nach den autonomen Werten der Farben, unabhängig
vom Illusionismus und der Raumperspektive. Nur in der Serie der Nympheen baut
Monet diese Raumauffassung auf eine breite Voraussetzung des Orientalismus auf.
Obwohl van Gogh im Bild „Am Ufer der Seine“ (ausgeführt 1887, Paris, Privat
sammlung) einen Kontakt mit dem Seuratschen Pointillismus zeigt, gibt es dort ein
Motiv, nicht äußerlich an der nichtperspektiven Auffassung dieses Raumes festzu
halten, wie es durch die Werke der Japaner in Frankreich bekannt war. Im Art Museum
in Seattle z. B. befindet sich eines jener Handwerksobjekte, bemalt von Kanö Shigenobu,
mit denen man keine formale Auseinandersetzung im Werk von van Gogh spürt,
die jedoch eine jener Phantasiestimulationen ausdrückt, die die französischen Künstler
in der japanischen Malerei finden wollten, um sich mit deren Hilfe möglichst weit von
den traditionellen Losungen des Raumproblems zu entfernen. Einen Beweis für einen
ähnlichen Zusammenhang findet man schon vollständig dort vor, wo Claude Monet
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