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Abb. 99. Krinolinenfiguren, Blatt aus einem Katalog der Firma Carl Thieme/Potschappel bei Dresden
jetzige Handelsware, die nur mit einfachen Mustern oder gar nur mit einem farbigen Rande
verziert ist, von fremder Hand durch Hinzumalen und Vergoldung reicher ausgestattet und
nun ebenfalls als echtes Meißner Porzellan verkauft. Die staatliche sächsische Manufaktur
verfolgt selbstverständlich auch dieses Geschäftsgebaren als betrügerisch, da ihr hierbei
einmal der Gewinn für die nachträglich angebrachte reichere Malerei entgeht und letztere
von den betreffenden Fälschern meist so stümperhaft ausgeführt wird, daß solche Stücke
dazu angetan sind, das Vertrauen in die künstlerische Leistungsfähigkeit der Meißner Fabrik
herabzusetzen. Die sächsische staatliche Porzellanmanufaktur hat im Vorjahre sogar einen
Prozeß vor dem Reichsgericht gewonnen, in dem ausdrücklich festgehalten worden ist, daß
keine andere Malereifirma das Recht hat, unbemalte Gegenstände aus echtem, mit dem
Schwerterzeichen versehenen Porzellan selbständig bemalen zu lassen.
Es sollen auch hier zur besseren Erklärung einige Fälschungsmöglichkeiten angeführt wer
den. Die besonders für einfache Kaffeegedecke beliebte Meißner Rosenmalerei haben drei
ste Fälscher durch Hinzumalen anderer Blumen zu einer reicheren Bukettmalerei auszuge
stalten versucht, für die natürlich ein höherer Preis gefordert werden kann als für die einfa
che Rosenmalerei. Auch bei dem bekannten .Streublümchenmuster’ ist das Gleiche vorge
nommen worden. Die Meißner Manufaktur besitzt von Fällen, wo sie solchen Schwindlern
energisch zu Leibe gerückt ist, eine ganze Anzahl beschlagnahmter corpora delicti, die nun
als abschreckende Beispiele aufbewahrt werden.
Mehrfach hat man auch versucht, an Ausschußgeschirren, die nur mit einem bunten Rand
verziert, im übrigen aber unbemalt waren, diesen Rand durch Übermalen mit Gold zu ver
decken und die Geschirre nachträglich mit allerlei Malerei zu versehen, häufig reichen chine
sischen Spezialmustern von Meißen, deren Echtheit ja scheinbar durch das Schwerterzei
chen gewährleistet war. Besonders gründlich arbeitende Fälscher haben in solchen Fällen
die Schleifstriche in den Schwertern, durch welche die betreffenden Stücke als Meißner
Ausschußware gekennzeichnet waren, durch Polieren oder Ausfüllen der Einkerbungen mit
einer leichter schmelzbaren Porzellanglasur und nachheriges Einbrennen weniger sichtbar
gemacht, um die Waren dann als fehlerfrei, sogenannte erste Wahl, verkaufen zu können.
Man hat auch versucht, auf echten Meißner Stücken einfache Malereien mit sogenannter
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