PORZELLAN = MANUFACTUR ZU MEISSEN
Die königl.: Porzellan = Manufactur zu Meissen steht unter der Oberdirection des H: v: Ap
peln, wird übrigens aber von Herrn Inspector Kühn geleitet, dem die Fabrick alle neueren
sehr zweckmäßigen Einrichtungen, vor allen andern aber den so eben jetzt sehr ausgebrei
teten Absatzt zu verdancken hat. Bey der Fabrickation sind drey Beamte, wovon einer das
Chemische Fach, die andre zwey aber mit den übrigen Theil der Fabrickation beschäftigt
sind. Die Fabrick zählt über 400 Arbeiter, welche alle, außer den Mahlern und Weißdrehern,
in Tractament stehen.
Die Schlemm besteht aus zwey Abtheilungen, einer ältern, wie die bey der Wiener=Manu-
factur eingerichteten, und einer neueren, wo die Tonnen immer abwärts tiefer stehen, und
so das feinere in die tieferen abgeschlemmt wird. Die Materialien werden sehr fein ge
schlemmt, werden aus den Setztonnen in irdenen Kassetten zum Trocknen gebracht, von
wo sie dan gestossen und gesiebt und endlich in die Mischkammer gebracht werden. Die
Masse wenn sie auf der Mühle gutt abgerieben wurde, wird sodann übertrocknet, und komt
zur Abarbeitung. Von da wird sie, ohne durch längeres Abliegen geschmeidiger geworden
zu seyn, in die Dräherey /Gestalltbranche/ gebracht, wo selbe von zwey Individuen durch
gehöriges Abarbeiten noch ductiler gemacht wird; übrigens richtet sich ein jeder Dräher die
Masse nach seiner Hand gehörig zu.
Interessant ist eine Maschine, auf welcher ovale Schüsseln jeder Größe gedräht werden;
unten nehmlich ist die Form und oben geht die Schablone. Die auf diese Art verfertigten sind
viel schöner und gleicher als die auf die gewöhnliche Art gemachten ovalen Schüsseln. Die
Maschiene wurde in München von Mechanicker Linke verfertiget, von wo sie nach Meissen
gesandt wurde, sie soll 500 fl: C: M: gekostet haben.
Die Kassetten werden meistens geformt und zwar von den Kleinern bis zu den Größten; sel
be sind ganz nach der neueren französischen Art, nehmlich mit unterwärts gewölbten Bö
den, die in der Mitte eine Öffnung haben in welcher der Deckel mittels eines Zapfens fest
steht.
Die Fabricksmasse besteht aus zwey Porzellanerden von welcher die Erde von Schneeberg/
von der Aue/ den Hauptbestandteil ausmacht; dann Feldspath und etwas feldspathhältigen
Sande, der als Rückstand der Schneebergererde beym Schlemmen zurückbleibt.
Die Glassur besteht aus gebrannten Porzellanscherben, äußerst schönen Quarz, (der früher
starck gebrannt und dan behuttsam von allen eisenhaltigen Theilen befreyt wird) und aus
kohlensaurer Kalkerde.
Die Fabrick hat nur eine Masse, aber zweyerley Glassuren, wo von der leichtflüssigem die
großen Schüsseln, Vasen etc: von den strengflüssigern aber die kleinern Geschirrsgattun
gen geglaßt werden.
Das Einbrennen der Farben geschieht auf die nehmliche Art wie in Wien, nur mit dem Unter
schiede daß jede Muffel ihre besondre Heitz hat, und nicht zwey Muffel wie bey uns mittels
einen Vorfeuer auf einmahl geheitzt werden. Daher auch jede Muffel in Meissen ihren be
sonderen Ofen hat.
Sehr großen Vorath hat die Meissnerfabrick an fertigen Waaren, sowohl ganz weiß, was auch
so verkauft wird, als auch an ordinairen und feinen Mahlerey und Vergoldung. Es hat Nieder
lagen in Meissen, Dresden und Leipzig.
Sie setzet ihre Waare nicht nur allein in ganz Deutschland ab, sondert sie spedieret auch
nach England, vorzüglich sind da die ganz alten mitunter mit komischen Pasreliefs verzierten
Vaasen etz: beliebt; ferners nach Lissabon und von da nach Americka, wo vor allen in
Mexicko Tassen, Teller, Vaasen auch Tablaux verschiedener Größe, was aber durchge-
hends mit Gemählden, die auf die katholische Religion Bezug haben, versehen seyn muß.
Die Manufactur hat 4 große Brennöfen, die genau nach dem Berlinermodell gebaut wurden,
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