auch die Art zu brennen ist daher in den drey Abtheilungen beynahe die nehmliche wie in
Berlin, nur daß die Kassetten in Ofen nicht säulenförmig stehen, sondern so wie in Wien ab
gebunden werden. Der Holzaufwand und die Dauer des Brennens ist ohngefähr eben so wie
in Berlin, nur mehr Geschirr können in Ofen hineingebracht werden, weil die Kassetten auf
die neuere oben beschriebene Art gemacht sind. Die Kassetten werden alle früher verglüht
und oben mit Porzellanglas bestrichen, um das Streichen auf die Geschirre dadurch zu ver
hindern.
In den Ofen wo ich beym Ausnehmen zugegen war standen über 2200 Geschirre aller Gat
tung. Bedeutend schöner und gleicher waren die großen ovalen Schüsseln, welche mittels
der neuen oval Drähmaschiene verfertiget wurden, als die auf die gewöhnliche Art verfertig
ten in Berlin.
Unter die Glassur wird sowohl mit Kopalt als auch mit Chromm gemahlt. Die Chrommahlerey
ist in Meissen in jeder Hinsicht weiter als in Berlin, auch wurde dasselbst das Chrom unter
der Glasur viel früher angewandt, und H: Frick hat es erst der Meissnerfabrick nachgemacht.
Die Chrommahlerey wird übrigens ebenso wie in Berlin behandelt nur mit den Unterschied,
daß man in Meissen das kohlensaure Chrom in Verbindung mit 20 pr:cento Porzellanglasur
versetzt, und in diesen Zustande weder verglüht noch starck gebrant zur Mahlerey verwen
det.
Die Blau und Grünmahlerey beschäftigt ohngefähr 30 Arbeiter, welche stückweise bezahlt
werden; für ein Teller mit grünpatronirten Weinlaubdessein und sehr netter Ausarbeitung
und Schattierung wird 3 gutte Groschen und 6 Pf: gezahlt.
Die Mahlerey auf die Glasur ist in Meissen vorzüglicher als in Berlin; die Farben sind zimlich
schön und die Mahlerey äußerst nett. Die Fabrick beschäftigt gegen 100 Mahler, die einen
eigenen Vorsteher haben. Die vorzüglicheren Mahler 6 bis 8 an der Zahl, welche gutt bezahlt
sind, haben noch überdieß den Titl als Hofmahler. Ich sah eine Platte mahlen, die 2 1/2
Schuh hoch und 1 1/2 Schuh breit war, welche nach Mexicko bestimmt war und den Hl:
Christoph mit den Jesuskinde zum Gegenstände hatte.
Die Goldpolierey wird von Frauenpersonen versehen und sind 10 bis 12 an der Zahl. Becher
die inwendig ganz mit Gold lassirt sind, werden so wie in Berlin mittels einer Maschiene pol-
lirt. Der Becher wird nehmlich an der Maschiene festgemacht und bewegt sich um seine
Achse, der Arbeiter hält den Calcedonstein an den zu pollierenden Theil so lange an bis der
Becher innerlich überpolliert ist, doch reinpolliert wird alles mit freyer Hand so wie bey uns.
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