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10 Denkmäler der Malerei 
Möglichkeiten und Grenzen einer Ausstellung, die in wenigen 
Räumen typische Kunstwerke von 5 Jahrtausenden aus einem 
halben Erdteil zeigen will, werden besonders bei der Darbietung 
der Indischen Malerei offenbar. Die früheste Malerei auf indi 
schem Boden begegnef uns in dem ornamenfal verzierten täg 
lichen Gebrauchsgerät der Industalkultur des 3. vorchristlichen 
Jahrtausends (Kat. 18). In seinem Buch über „Indische Frühkulturen 
und ihre Beziehung zum Westen" hat Mode die Frage zur Dis 
kussion gestellt, wieweit die Industalsiegel (Kal. 1—12) auf eine 
uralte Gro^malerei rückschlieljen lassen, die wir uns an den lehm- 
bewortenen Ziegelwänden der Industalhäuser vorsfellen müfjten. 
Spuren bemalter Wohnhäuser aus dem 1. vorchristlichen Jahr 
tausend haben die Grabungen in Nad-i-Ali an der Grenze von 
Iran nach Afghanistan ergeben. Indienreisende können noch 
heule, besonders im Nordweslen des Subkontinents, mif Wand 
malerei oder Mosaik geschmückte Innen- und Auljenwände von 
hinduislischen Palästen oder islamischen Grabbaufen bewundern. 
In kultischem Bereich stellen die Gemälde in buddhistischen Höh 
len vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum 8. Jahrhundert n. Chr. und 
in jainistischen Felsheiligtümern der 2. Hälfte des 1. Jahrtausends 
n. Chr. einzigartige künstlerische Leistungen im Rahmen der ge 
samten Welfkullurgeschichte dar. Besonders in Ajanta sind noch 
jetzt — in verschieden gutem Zustand — riesige Wandflächen in 
der Tiefe von Berghöhlen mif farbenprächtigen Gemälden erhalten. 
Natur, Tierwelt, Stadtarchitektur und Menschenbild sind nach den 
Idealen der frühindischen Ästhetik, etwa der Gupfa-Zeit, wieder 
gegeben. In den letzten Jahrhunderten verwandelt sich der Stil zur 
lebhaften bis übertrieben eckigen Bewegung und übermäßigen 
Streckung der Figuren; diese Gestalfungsweise bestimmt Minia 
turen in heiligen Texten, die etwa von der Jahrtausendwende an 
erhalten sind. Diese Malerei wird zunächst aus religiösen Gründen 
„notwendig", um ikonographische Typen der Gottheiten und Le 
genden zu illustrieren. Zeitweise mehr der Hochkunst, zeitweise 
den volkstümlichen Ausdrucksweisen nahestehend, setzte sie sich 
bis zum 19. Jahrhundert fort. In Südindien werden auch in der 
Cola-Zeit und im Reiche von Vijayanagar noch während des 
2. nachchristlichen Jahrtausends Wände von Hausteintempeln mit 
ausgedehnten Gemälden geschmückt. Nach dem Ende der mittel 
alterlichen Bildhauerschulen und zu Beginn der islamischen Herr 
schaft tritt zur rein indischen Entwicklung noch die sogenannte 
Mogul-Schule, die zunächst am Hofe der fremden Fürsten im 
Sinne des persischen Geschmacks gepflegt wurde, dann aber 
auch die indische Landschattsschule beeinflußte und im geistigen 
PAINTING: There are obvious limitations to the pofentialities of an 
exhibition setting out fo display, within a comparalively confined 
space, typical specimens of the art treasures of half a continent, 
and this is the more apparent in the case of an exhibition of 
Indian painting. 
The earliest specimens of painting in India are encountered in the 
ornamentation of household Utensils of the Indus volley culture 
of the 3rd millennlum B. C. (Cat. 18). In his book, "Indische Früh 
kulturen und ihre Beziehungen zum Westen", Mode discusses the 
Problem of how far the Indus volley seal (Cat. 1—12) permits the 
deduction that a profotype existed of monumental painting which 
we must imagine to have existed on the clay-plastered brick walls 
ot Indus Valley dwellings. Excavations al Nad-i-Ali, on the trontier 
between Iran and Afghanistan, have disclosed traces of painied 
rooms, dating from the Ist millennlum B. C. Even foday, travellers 
in India, parlicularly in the North-West of the sub-continent, may 
gaze in wonder at the wall paintings and mosaic work that de- 
corate the inner and outer walls ot Hindu palaces and Islamic 
mausoleums. The cultic paintings from the 2nd Century B. C. to the 
8th Century A. D. in Buddhistic caves and in Jain rock shrines from 
the second half of the Ist millennium A. D. are specimens ot arti- 
stry, unique in the history ot worid civilization. 
In Ajanta particularly, deep caves are still to be seen, with 
immense surfaces of their rock walls covered with gorgeously 
coloured paintings, in various slates of preservalion. Nature, the 
animal worid, architecture, and men and women are represented 
according to the Ideals of the early Indian aestheticism of the 
Gupta period. Düring the last few cenluries, the style has allered 
to a lively, sometimes extravagant awkwardness of movement and 
an exaggeraied elongalion ot the tigure; this manner of trealmenf 
influences the minlafures in the sacred books from the turn of the 
millennium, still extant. This style of painting was considered 
"necessary", on religious grounds, to illustrale iconographic lypes 
ot gods and the legends attached to them. There were periods, 
continuing until the 19th Century, when sometimes high art, some 
times a style closely approximating the populär, was in the 
ascendanl. In Southern India, still in the course of the 2nd millen 
nium A. D., also during the Cola Period, and, in the empire of 
Vijayanagar, the walls of temples, built of hewn stone, were 
covered with murals. 
With the end of the Mediaeval school ot sculpture and the be- 
ginning of Islamic rule, the pure Indian style became permeated 
with the Philosophie teaching ot the Mughal school. The latter
	        
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