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es aufzubrennen, und hineinzugraviren, ferner die Herstellung des Doppel
glases, d. h. der Verbindung zweier genau in einander passender Glas-
gefässe, zwischen welchen Gold-, Silber- oder andere Metallblätter angebracht
und die ausserdem bemalt werden können. Dieses Verfahren fand eine
etwas veränderte Anwendung in dem Einsetzen aut der Rückseite bemaltei
Runde mit gefärbter oder ungefärbter Metallfolie in die Mantelflache von
Gläsern. Dergleichen Medaillons konnten auf jeder beliebigen Fläche, an
Flaschen, Pocalen u. s. w. angebracht werden, während das eigentliche
Doppelglas auf konische oder cylindrische Formen beschränkt blieb. Wir
finden daher die Doppelwandigkeit vorzüglich an einfach gestalteten Trink
gläsern, deren Decoration meistens dafür spricht, dass sie als Feld-, Jagd
oder Reisebecher gedacht waren. Gern benutzte man zweierlei Metallfolien,
so dass etwa der Becher aussen silbern, innen vergoldet erschien. Und
es lässt sich nicht leugnen, dass solche Verbindung von Metall, Glas und
Malerei einen überaus glänzenden Effect macht.
In neuester Zeit haben verschiedene Fabriken mit schönem Erfolge
in altdeutscher Art gearbeitet, und es ist hierfür auf die Gefässe von
Steigerwald in München und der rheinischen Glashütten-Gesellschaft in
Ehrenfeld bei Köln besonders hinzuweisen. Heckert in Petersdorf zeichnet
sich namentlich im Decor mit farbigem Schmelz aus, und betreibt auch
die Verzierung des Glases mit Metall vermöge der Galvanoplastik, welches
Verfahren zuerst von Conraetz in Wien 1873 gezeigt wurde.
Setzen schon die zuletzt erwähnten Verzierungsarten wenigstens
zwei Personen voraus, den Glasmacher und den Maler oder Vergolder,
so bringt das Schleifen und Schneiden (Graviren) einen neuen, von der
eigentlichen Fabrication völlig getrennten Gewerbszweig hervor, die Glas
raffinerie.
Das Schleifen und Poliren des Glases hatte sich im Abendlande
unmittelbar neben dem Schleifen und Poliren der Edelsteine und Halb
edelsteine erhalten, da Glassteine und Glasperlen immer gemacht wurden.
Ob der Glasschnitt (das Graviren in Glas), der nur ein besonderer Zweig
der Schleiferei ist, während des Mittelalters im Abendlande geübt worden