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Granite» schwarze Diorite, dunkel gefleckte Syenite, glänzende Quarzite u. s. w. vvr. Auch
sämmtliche Chausseen dieser Gegend verdanken ihre Existenz nur dem außerordentlichen
Reichthum der Umgebung an nordischen Gesteinen. Eine wunderbare Chimäre der Natur!
Hunderte von Kilometern wurden die Felsen aus dem entfernten Finnland durch das Eis
geschoben, um das felsenarme Nordgalizien mit Steinmaterial zu versehen!
Auf diesen alluvialen Anschwellungen bildet nur die Föhre allein die Wald
bestände. Die Gegend hat etwas ungemein Trauriges an sich. Die ernsten, rauschenden,
dunkelgrünen Kiefern auf dem Hintergründe der Hellen Sandhügel, die großen umher
gestreuten Granitblöcke, — das ist ja wahrhaftig ein Friedhof mit Grabhügeln und
Monumenten! Umsonst spähen wir rings umher nach einem anmuthigeren Bilde. Hier und
da erblicken wir auf der Oberfläche der diluvialen Thone winzige kreisrunde Seen und in
der Nähe der Flüsse Moräste mit ziemlich bedeutenden Schichten von Raseneisenerz.
Wir überschreiten den San und begeben uns über Nisko gegen Norden. Es ist sehr
leicht zu constatiren, daß der San sein Bett gegen Osten, das ist gegen die soeben von
uns verlassene glaciale Bodenerhebung, verlegt. Aus dem westlichen Ufer bemerken wir
mehrere Terrassen, auf denen kleine Seen und Sümpfe die früheren Flußbette verrathen.
Das östliche Ufer ist bedeutend höher und ziemlich steil.
Wir gelangen in eine traurige Sanddünenregion. Die bebauten Felder werden nach
und nach durch die beweglichen Dünen verschüttet, ja man sieht sogar manchmal Häuser,
die schon zum größten Theil im Sande verschwunden sind. Es wird da ein schwerer
Kamps zwischen dein Menschen und der Natur geführt. Gelingt es die Dünen zu bewalden,
dann hört ihre Bewegung auf, und der arme Landmann kann da nothdürftig sein Leben
fristen, sonst aber greift die Wüste immer weiter um sich.
Bei Gorzhce erblicken wir zum ersten Male auf unserer Wanderung durch die
Tiefebene eine ältere Formation anstehend. Es sind dies Silurschiefcr, die einen ganzen
Hügel (sogenannten Pgczek) bilden und die Fortsetzung des polnischen Silurs bei
Sandomierz darstellen. Wir bemerken hier, daß der Sanfluß einst viel südlicher in die
Weichsel mündete als jetzt, das alte Flußbett wird durch zahlreiche Seen und Sümpfe
bezeichnet. Bei der Ortschaft Nadbrzezie, Endpunkt der Localbahn Dembiea-Nadbrzezie,
gelangen wir an die mächtige Weichsel, deren Ufer durch starke Dämme gegen Über
schwemmung geschützt ist. Wir bewundern von weitem die auf dem linken Flußufer auf
einer Anhöhe gelegene Stadt Sandvmierz mit ihren alterthümlichen Gebäuden und
begeben uns zurück nach der Landeshauptstadt, um von hier ans eine Tour längs des
Südrandes der Tiefebene zu machen. Die galizische Carl Ludwig-Bahn, die sich gerade
längs der südlichen Grenze unserer Tiefebene bewegt, bietet uns die beste Gelegenheit dazu
und gewährt uns dabei den Vortheil, daß wir gleichzeitig eine ganze Reihe wichtigerer