Mit den ägyptischen, sumerischen, kretischen und chinesischen
Hochkulturen gehört die des Industals zu den frühesten schöpfe
rischen Leisfungen der Menschheif. Sie sfand mif den Dorfkulfu-
ren des 4. und 3. Jahrfausends v. Chr. in Seisfan und Belufschisfan
und mit den alten Siedlungen des iranischen Hochlands in Ver
bindung, Vom 3. bis zum 2. Jahrtausend v. Chr. erstreckten sich
die Städte der Industalkultur vom südlichen Teil des Fünt-Strom-
Landes bis zur Halbinsel Kafhiawar. Verwaltungsmitfelpunkte
waren planmäßig angelegte Städte mit Backsteinbauten in
einem System sich rechtwinklig schneidender Strafjen im Schutze
einer Zitadelle, die wahrscheinlich den Sitz der Herrscher und
Kultstätten enthielt. Mohenjodaro, Harappa, Chanhudaro, Rupar,
Kot Diji und Lothai sind einige Hauptgrabungsstätten dieser
Kultur, die viele Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende lang sehr
ähnliche Gebrauchs- und Kultgegenstände hervorbrachte. Alter
tümer der Industalkulfur wurden auch aut der Bahrain-Halbinsel
im Persischen Golf und in datierbaren Schichten der frühesten
sumerischen Städte gefunden; danach ist eine annähernde Da
tierung der indischen Kultur im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr.
möglich. Durch Klimaverschlechferung, wirtschaftlichen Notstand
und das siegreiche Eindringen der Indo-Arier ging diese früheste
indische Stadtkultur wahrscheinlich in der 2. Hälfte des 2. Jahr
tausends V. Chr. zugrunde. Stempelsiegel aus Speckstein mit bis
her noch nicht gedeuteten schrittartigen Zeichen bilden zunächst
die Umwelt der Indusfalbewohner ab; den Zebuochsen, der fast in
derselben Gestalt noch heute aut dem gesamten indo-pakistani
schen Subkontinent anzutretfen ist, und den Elefanten (Kat. 6). Ein
Tier in genauer Seitenansicht (Kat. 1) ist wahrscheinlich ein dop
pelgehörntes Haustier; die Frage, ob es das Fabelwesen Einhorn
darstellt, ist umstritten. Phantastische Gestalten wurden von den
Handwerkern im Industal genauso geformt wie von den späteren
Indern aller geschichtlichen Epochen; erstmals sehen wir hier die
typisch indische Komposition von vielgliedrigen und aus mehreren
„naturalistischen" Lebewesen zusammengesetzten Gebilden
(Kat. 7). Auch im Spielzeug, in „Fruchfbarkeitsgottheiten” (Kat. 42),
„Mutter-und-Kind-Bildern" und Tiertiguren sind Formen ausge-
prägt, die nach der Darstellung von Fachleuten wie Stella Kram
risch zu zeitlosen Typen der indischen Kunst werden sollten. Aut
Specksteinsiegeln und in Statuetten meint man auch Vorformen
des indischen Hauptgotfes Siva zu erkennen; auch die Ver
ehrung von Sexualsymbolen, die während aller Perioden indischer
Kultur üblich war, ist schon aus Gegenständen des offiziellen
und privaten Kults bekannt.
1 Die Industalkultur
THE INDUS VALLEY CIVILIZATION ranks with ancient Egypt,
Mesopotamia, Crete, and China as one of fhe earliest. It had
Connections with the village cultures in Seisfan and Belutchistan
ot fhe 4th and 3rd millenniums B. C. and with the ancient peoples
of the Iranian plateau. Cities ot the Indus volley civilization in
the 3rd and 2nd millenniums B. C. extended trom the Southern
Punjab fo the peninsula of Kathiawar. Centres of adminisfration
were reguiarly planned fowns with buildings of burnt brick in a
rectangular layout ot streefs protected by a citadel which prob-
ably contained the seaf ot fhe ruler and the holy places. Mohen
jodaro, Harappa, Chanhudaro, Rupar, Kot Diji, and Lothai are
some ot the main excavation sites of this civilization which pro-
duced similar cult objects and Utensils ot daily life right through
the centuries and millenniums. Antiquities trom fhe Indus volley
have also been discovered in fhe Bahrain peninsula in fhe Per-
sian Gült and in early Sumerian towns fo which we can give an
approximate date; accordingly, we place the Indus volley cul-
ture in the 3rd and 2nd millenniums B. C. This earliest culfure
probably came to an end in the last halt ot the 2nd millennium,
because of droughf, economic distress, and the intilfrafion ot fhe
Indo-Aryans. As examples we exhibit tinds trom the collection of
the National Museum af New Delhi. Steatite seals contain picto-
graphs which have not yet been deciphered; they chiefly depict
fhe fauna and tlora ot the Indus volley in the 3rd millennium
B. C., the elephant (Cat. 6) and the humped bull, which can be
tound throughout fhe Indo-Pakistan sub-continent even nowa-
days. A side-view of an animal (Cat. 1) seems to depict a "Uni
com". Fantastic creations were conceived by the Indus volley
people in the same way as later civilizations arrived at mytho-
logical compositions. Thus we see for the first time many-limbed
"naturalistic" beings. "Mother and child" groups in terracotta
and "fertility goddesses" (Cat. 42) and toys also depict torms
which were to become ageless types according to such experts
as Stella Kramrisch. Seals and statuettes seem to be pre-torms
of the most important Indian god Siva. Finally we know objects
ot sexual symbolism which later on were produced similarly in
all periods of Indian civilization.