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Volltext: Einige Skizzen, Projekte und ausgeführte Bauwerke von Otto Wagner

abschluß der Kirchenattika (ig-ao m) noch etwas darüber hinausragt. 
Schon damals erwähnte ich, daß die Ruhe in den angrenzenden Flächen 
nur durch Auflassung der ganz überflüssigen Straße (links) durch die gerad 
linige Durchführung der Canovagasse und durch die Überbauung der Karls 
gasse (rechts) zu erreichen sei und nur so die in den Modellen so drastisch 
zutage tretende Unruhe der Platzwand zu vermeiden ist. 
Ein Blick auf die beiden mitfolgenden Silhouetten mag die Richtigkeit 
dieser Anschauung bestätigen. 
Die Ausgestaltung der Platzwand, welche auf Basis der amtlichen 
Baulinienbestimmung gemacht wurde und welche uns Beispiel I dieser 
Silhouetten zeigt, macht es aber dem Künstler und Laien sofort klar, daß 
die Frage einer glücklichen Lösung auf dieser Basis ein Ding der Unmög 
lichkeit ist. Die Künstler, welche sich mit derselben zu beschäftigen hatten, 
standen also tatsächlich vor unlösbaren Problemen. Es ist eben unmöglich, 
auf der nach der ämtlichen Baulinienbestimmung entstehenden Konfigu 
ration der Gelände Bauten herzustellen, welche gegen den Platz keine Aus 
zeichnung besitzen. Jede wie immer geartete Erhöhung an solchen Bauten 
wird eben die kontrastierende, also bedingte Form auf heben und dadurch 
störend auf die Hauptsilhouette wirken. 
Den Abschluß des linken Flankenbaues bildet eine durchbrochene 
Kuppel und klingt die ganze Hauptform in dem Empfangsbau des Museums, 
welcher mit dem Hauptbau durch zwei Brücken verbunden ist, aus. Dieser 
Empfangsbau muß zum Teil aus Eisen konstruiert sein, um den Beschauer 
zur Erkenntnis zu bringen, daß unter demselben sich zwei mächtige Hohl 
räume (der Wienfluß und die Stadtbahn) befinden. 
Durch die kleine Silhouette, Beispiel II und das Blatt 32 dieses Bandes, 
hoffe ich dargetan zu haben, daß es kaum möglich sein dürfte, eine Bau 
silhouette zu erfinden, welche sich gleich gut wie diese dem Kirchenbau 
anschmiegt, ja ich möchte sagen, daß sich das geplante Museum mit der 
Kirche zum einzig richtigen Gesamtbilde vereinigt. 
Die von der Karlskirche so präzise für die Flankenbauten geforderten 
Bedingungen belasten den für das Stadtmuseum reservierten Platz künst 
lerisch auf das schwerste. Es ergibt sich aber die merkwürdige Tatsache, 
daß die Forderungen, welche die Disposition des Museums stellt (siehe 
Grundrisse im V Hefte), sich mit den von der Kirche für die P lankenbauten 
verlangten ästhetischen Bedingungen vollkommen decken. 
Da so strikte künstlerische Anforderungen jede andere Zweckerfüllung 
für ein anderes auf dieser Stelle zu errichtendes Bauwerk (Hotel, Theater, 
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