ZUM ERSTEN ENTWÜRFE
D ie Lage, der große Verkehr und die ererbte historische Bedeutung
der künftigen Brücke veranlaßten die löbliche Gemeinde-Ver
tretung, schon in das Bedingnisheft der Offertausschreibung die
Forderung aufzunehmen, daß die Ausgestaltung der Brücke Ge
schmack und monumentale Wirkung zu zeigen habe.
Demgemäß können für das Brückenprojekt nur solche Konstruktions
formen ins Auge gefaßt werden, welche die Ausgestaltung der Brücke in
diesem Sinne zulassen.
Unserem ästhetischen Empfinden liegt sicher heute noch jene Form
am nächsten, welche die Konstruktion unter die Fahrbahn anordnet, aber
es kann deshalb nicht ausgeschlossen sein, auch andere Brückenformen
für das Projekt in Erwägung zu ziehen, wenn sie die oben angeführte Be
dingung erfüllen und dabei in brückentechnischer Beziehung ihre über
ragende Eignung erweisen.
Eingehende diesbezügliche Studien haben nun tatsächlich ein anderes
Resultat als dieses anscheinend „Nächstliegende” zutage gefördert, und es
erscheint deshalb geboten, alle jene Gründe anzuführen, welche die Ver
fasser veranlaßten, voll und ganz für eine Lösung der Brückenform ein
zutreten, welche zum Teil über die Fahrbahn hervortritt.
Um gleich mit einem der schwerwiegendsten zu beginnen, wäre zu
erwähnen, daß die geplante Durchführung eine Herabminderung der Her
stellungskosten um beiläufig eine Viertelmillion Kronen in sich birgt.
Aber auch andere, recht einschneidende Gründe, künstlerischer und
bautechnischer Natur, sprechen für die gewählte Brückenform, vor allem
der, daß bei Verlegung der Konstruktion unter die Fahrbahn der Unterkai,
infolge der mächtigen Unterkaipfeiler, eine beträchtliche Lichtprofil-Ein-
schränkung erfährt und dadurch in sehr ungünstigem Sinne beeinflußt
wird. Es kann nicht genug betont werden, daß für den in Bälde Markt
zwecken dienenden Unterkai enge und finstere Durchlässe als fehlerhaft
zu bezeichnen sind.
In vorliegendem Falle resultiert aus der Wahl der Konstruktions-Haupt
form eine einfache rechtwinkelige Überbauung des Unterkais, so daß der
selbe weit und licht wird und gegen die Kaimauer nahezu offen bleibt.
Das teilweise Heraustreten der Brückenbogen über die Fahrbahn führt
aber auch sehr günstige, künstlerische und praktische Momente mit sich.
So muß es vom künstlerischen Standpunkte als wertvoll bezeichnet werden,
daß die Durchdringungspunkte der Bogen mit der Brückenbahn zur An
wendung guter, künstlerischer Motive Anlaß geben.
Im Projekte sind diese vier Punkte dazu ausersehen, in Tombak ge
triebene Figuren aufzunehmen, welche mit den zum Teile in gleichem
Metalle gegossenen zugehörigen Sockeln Trapezophore bilden. Sie ergeben
mit den sichtbaren Teilen der Brückenbogen die erwähnte künstlerische
Anordnung. Überdies wird hiedurch die Brückenbahn kürzer erscheinen
und entsteht dieserart eine gewiß erwünschte Trennung der Fahrbahn von
den Fußwegen.
In den Plänen sind die an dieser Stelle in Aussicht genommenen Fi
guren als männliche Gestalten gedacht, welche die Wappen der durch die
Brücke verbundenen Bezirke halten. Aber noch weitere Gründe sprechen
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