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Volltext: Einige Skizzen, Projekte und ausgeführte Bauwerke von Otto Wagner

ZUM ERSTEN ENTWÜRFE 
D ie Lage, der große Verkehr und die ererbte historische Bedeutung 
der künftigen Brücke veranlaßten die löbliche Gemeinde-Ver 
tretung, schon in das Bedingnisheft der Offertausschreibung die 
Forderung aufzunehmen, daß die Ausgestaltung der Brücke Ge 
schmack und monumentale Wirkung zu zeigen habe. 
Demgemäß können für das Brückenprojekt nur solche Konstruktions 
formen ins Auge gefaßt werden, welche die Ausgestaltung der Brücke in 
diesem Sinne zulassen. 
Unserem ästhetischen Empfinden liegt sicher heute noch jene Form 
am nächsten, welche die Konstruktion unter die Fahrbahn anordnet, aber 
es kann deshalb nicht ausgeschlossen sein, auch andere Brückenformen 
für das Projekt in Erwägung zu ziehen, wenn sie die oben angeführte Be 
dingung erfüllen und dabei in brückentechnischer Beziehung ihre über 
ragende Eignung erweisen. 
Eingehende diesbezügliche Studien haben nun tatsächlich ein anderes 
Resultat als dieses anscheinend „Nächstliegende” zutage gefördert, und es 
erscheint deshalb geboten, alle jene Gründe anzuführen, welche die Ver 
fasser veranlaßten, voll und ganz für eine Lösung der Brückenform ein 
zutreten, welche zum Teil über die Fahrbahn hervortritt. 
Um gleich mit einem der schwerwiegendsten zu beginnen, wäre zu 
erwähnen, daß die geplante Durchführung eine Herabminderung der Her 
stellungskosten um beiläufig eine Viertelmillion Kronen in sich birgt. 
Aber auch andere, recht einschneidende Gründe, künstlerischer und 
bautechnischer Natur, sprechen für die gewählte Brückenform, vor allem 
der, daß bei Verlegung der Konstruktion unter die Fahrbahn der Unterkai, 
infolge der mächtigen Unterkaipfeiler, eine beträchtliche Lichtprofil-Ein- 
schränkung erfährt und dadurch in sehr ungünstigem Sinne beeinflußt 
wird. Es kann nicht genug betont werden, daß für den in Bälde Markt 
zwecken dienenden Unterkai enge und finstere Durchlässe als fehlerhaft 
zu bezeichnen sind. 
In vorliegendem Falle resultiert aus der Wahl der Konstruktions-Haupt 
form eine einfache rechtwinkelige Überbauung des Unterkais, so daß der 
selbe weit und licht wird und gegen die Kaimauer nahezu offen bleibt. 
Das teilweise Heraustreten der Brückenbogen über die Fahrbahn führt 
aber auch sehr günstige, künstlerische und praktische Momente mit sich. 
So muß es vom künstlerischen Standpunkte als wertvoll bezeichnet werden, 
daß die Durchdringungspunkte der Bogen mit der Brückenbahn zur An 
wendung guter, künstlerischer Motive Anlaß geben. 
Im Projekte sind diese vier Punkte dazu ausersehen, in Tombak ge 
triebene Figuren aufzunehmen, welche mit den zum Teile in gleichem 
Metalle gegossenen zugehörigen Sockeln Trapezophore bilden. Sie ergeben 
mit den sichtbaren Teilen der Brückenbogen die erwähnte künstlerische 
Anordnung. Überdies wird hiedurch die Brückenbahn kürzer erscheinen 
und entsteht dieserart eine gewiß erwünschte Trennung der Fahrbahn von 
den Fußwegen. 
In den Plänen sind die an dieser Stelle in Aussicht genommenen Fi 
guren als männliche Gestalten gedacht, welche die Wappen der durch die 
Brücke verbundenen Bezirke halten. Aber noch weitere Gründe sprechen 
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