für die in Aussicht genommene Hauptform, und zwar: Die Stephanie- und
Marienbrücke haben die Konstruktion unterhalb der Fahrbahn; deshalb
liegt der Gedanke nahe, keine dritte, in der äußeren Erscheinung ähnliche
Brücke diesen anzureihen, da drei nebeneinanderliegende Brücken gleicher
Hauptform monoton und uninteressant erscheinen müssen. Auch ist zu
erhoffen, daß diese am Donaukanale zum ersten Male angewendete Form
die Orientierung sicherlich erleichtert.
Ein künstlerisch schwerwiegender Grund, welcher auch für die pro
jektierte Form spricht, mag darin erblickt werden, daß die Anfügung der
Trapezophore an die Pylone einen stärker betonten und daher imposan
teren Brückenkopf ergibt.
Auf der Stadtseite wird dies in erhöhtem Maße auffallen, weil sich hier
die Abgänge der Stadtbahn und die Platzwirkung diesen künstlerischen
Motiven anschließen. Es soll hier hervorgehoben werden, daß den Pylonen
neben ihrem künstlerischen Zweck ein eminent statisches Motiv zukommt,
nämlich ein Gegengewicht gegen den Bogenschub zu bilden.
Scheint durch das bisher Gesagte schon der Beweis erbracht, daß die
im Projekte festgelegte Konstruktion die richtige ist, so muß hier, der Wich
tigkeit halber, die Bemerkung noch Platz finden, daß, gerade durch diese
Form, alles Gezwungene der Konstruktion behoben und die Hauptlinien
führung als eine natürliche, zweckentsprechende und auch als eine schöne
erscheint.
Das Ausführungsmaterial der Brückenkonstruktion ist selbstredend
Eisen, welches in allen Teilen weiß angestrichen ist.
Der Dekor der Konstruktion, der Pylonen und der Abgänge ist aus
gehämmertem und gegossenem Tombak, zum Teile vergoldet hergestellt.
Die Anordnung des Dekors läßt alle Konstruktionsbestandteile an
jeder Stelle sichtbar, wodurch die statische Wirkung dem menschlichen
Gefühle zur Gänze erhalten bleibt. Der gesamte Dekor ist in zweckent
sprechender Weise befestigt, um allerorts die leichte Kontrolle des Brücken
bestandes zu ermöglichen. So sind beispielsweise die vier Trapezophore
derart aufgestellt, daß die vier Figuren bleibend mit Wmkeln auf den
oberen Lamellen der Bogenträger befestigt sind, der Unterteil aber zur
Prüfung der Eisenverbindungen jederzeit abgeschraubt werden kann. Eine
Anordnung, die deshalb leicht durchführbar ist, weil ja alle Bestandteile
des Dekors unmittelbar auf der Fahrbahn liegen, also leicht zugänglich
sind.
Die Widerlager der Bogen sind aus hartem Konopischter Granit, der
Unterbau der Pylonen aus demselben Materiale, zum Teile fein gestockt
und auch geschliffen, aber nirgends poliert projektiert worden.
Die oberen Teile der Pylonen sind aus Metallbeton, mit Glasplatten
verkleidet angenommen. Diese Glasplatten, weiß und gold, geben mit
den teilweise vergoldeten Flächen der Gußbronze, dem Tone des Tombaks,
dem grauweiß erscheinenden Granit und mit der Weißtönung der Eisen
konstruktion die eigentliche Farbwirkung des Objektes.
Das Geländerist Eisen mit Tombak umhüllt, die Gußbestandteile des
Geländers sind zum Teile Gußtombak, zum Teile auf galvanischem Wege
mit diesem Metalle umkleidet.
Die Glasverkleidung der Pylone ist iomm stark und sind die ein
zelnen Glasplatten, wo es nötig ist, schwalbenschwanzförmig zugeschliffen,
um die dünnen Goldglasplatten zu halten, also eine sehr einfache und be
reits erprobte Herstellungsart.