Die Ausführung der Aula mit ihren Nebenräumen zeigt nur mehr
geringe Verwendung von Stein. Die Mauern sind mit Marmorverputz über
zogen, die Dachung, soweit nicht Glas zur Verwendung kommt, eine Ab
deckung aus Eisen, Monier, Asphalt und Kies.
Diese Dachung ist beinahe überall durchgeführt und mag hier gleich
erwähnt werden, dass alle Fussböden aus Xylolithflötzen projectirt sind, so
dass sich die verbrennbaren Theile aller Baulichkeiten auf Fenster, Thüren
etc. beschränken. Alle bewährten modernen Constructionen und eine
grosse Anzahl Neuerungen in Construction und Material sind bei dem in
Rede stehenden Baue zur Ausführung angenommen.
Den hier behandelten Mittelbau flankiren die beiden Museen der Bilder
und Gipsabgüsse; verbunden sind sie mit demselben durch Pergolen, ähn
lich der früher Erwähnten, welche als Hauptunterfahrt dient.
Dieses Baumotiv wiederholt sich ein zweites Mal und gestattet eine
von Niederschlägen geschützte Auffahrt, respective Zufahrt zu den ein
zelnen Hauptbauten (Schulen, Ateliers etc.).
Jede Pergola besteht aus vier Steinpfeilern, welche eine leichte Eisen-
construction tragen, in welcher profilirtes Wellblech aus Kupfer ein
gespannt ist.
Die beiden Museen nehmen die Sammlungen auf und sind beinahe
völlig gleich gehalten, da sie ganz ähnlichen Zwecken zu dienen haben. Es
sind dreischiffige Längsbauten, an deren Enden Treppen und Nebenräume
liegen; das Mittelschiff, durch zwei Geschosse gehend, ist durch Oberlicht
erhellt, während die Seitenschiffe hohes Seitenlicht besitzen. Diese letzteren
sind, wo dies erforderlich ist, durch Gipsdielen in kleine Räume getheilt,
welche im Museum der Bilder noch die erforderliche Neigung und nur eine
Höhe von 3-5 m besitzen. Die durchlaufende Verbindung ist an die un
günstig belichtete Stelle neben die Fenster gelegt, um zu verhindern, dass
der Besucher in die Lichtquelle zu blicken genöthigt ist. Diese Verbindun
gen sind nicht als Thüren gedacht, sondern oben offen, damit der Trans
port grosser Bilder, ohne sie abzuspannen, von einem Raum in den andern
ermöglicht wird.
Eines der unteren Seitenschiffe ist, solange das Anwachsen der Samm
lung es gestattet, als gemeinsamer Ausstellungsraum der Schülerarbeiten
projectirt und kann später für diese wünschenswerte Einrichtung ein
eigener Bau hergestellt werden. Während die Seitenschiffe des Oberge
schosses des Museums der Gipsabgüsse auch für diesen Zweck bestimmt
sind, sind in den gleichen Räumen des Museums der Bilder die Sammlung
der Handzeichungen etc. und die Bibliothek untergebracht.
In unmittelbarem Zusammenhang mit dem Museum der Bilder be
findet sich die Restaurirschule, respective Atelier und Zimmer des Gustos.
Im Souterrain beider Bauwerke sind je zwei Wohnungen für Diener,
Depèts etc. und der schon erwähnte Controlgang verlegt.
Es mag hier bemerkt werden, dass alle Dienerwohnungen von
aussen zugängliche separirte Eingänge erhalten, um diese Wohnungen
bei Ausbruch von Infectionskrankheiten ganz isoliren zu können und
bei Sterbefällen den Transport der Leichen, ohne andere Räume zu
passiren, zu ermöglichen. Auch wird dieserart das Eindringen des so
lästigen Küchengeruches aus den Dienerwohnungen in andere Räume
vermieden.
Die äussere Durchführung dieser Bauten ist sehr einfach und in der
wiederholt angedeuteten Weise projectirt.
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