Auf seine Arbeit versessen, strebt er nach einer sachlichen Kunst, wo
nur das Wesentliche gesagt werden soll. Bei ihm läuft alles hinaus auf
Beziehungen reiner Farben, die gleich einer Musik des Auges singen
< und in Verzückung geraten. Cezanne und die östlichen Maler sind für
ihn Ausgangspunkte, aber in seinen dekorativen Kompositionen und
Ölgemälden erreicht er eine Kunst, wo die Transponierung des Wirk
lichen mit den feinsten musikalischen und dichterischen Akkorden
zusammentrifft.
Er macht Reisen nach Spanien, Italien, Deutschland, Rußland,
Algerien, Marokko, England, und aus der direkten Anschauung
gewinnt er Themen höchst persönlicher Inspiration. Sein historisches
Verdienst ist es, der Sache des Fauvismus, d. h. der reinen Farbe, zum
Siege verholfen zu haben, und auf Grund seines ständigen Arbeitens
an der Schaffung farbiger Harmonien verdient er, in die vorderste
Reihe der französischen Maler gestellt zu werden. Er hat sich gleich
falls mit Bildhauerei beschäftigt und auch seine Stiche sind bedeutend.
MIRO JEAN
„Composition“. — Point d’Aubusson (2,00 X 2,ooJ, 49 Stiche
pro cm 2 . Gewebt 1937.
Sammlung Madame Cuttoli.
Geboren am 20. April 1893 in Barcelona.
Besucht bis zum ij. Lebensjahr die Kunstakademie von Barcelona,
aber sein Vater will ihn zum Handelsberuf zwingen. Mit 18 Jahren
tritt er in die dortige Akademie Gali ein, wo er entscheidende An
regungen erhält. Um in ihm den Sinn für Formen zu bilden, läßt man
ihn Gegenstände zeichnen, die er bloß tastmäßig kennt. Außerdem
0 muß er Tonwaren modellieren.
1919 kommt er nach Paris. Nach einer Phase realer Sachlichkeit wird
seine Kunst immer esoterischer und er zählt bald zu den bekanntesten
surrealistischen Malern.
Er betreibt nun Malerei und meißelt Objekte verschiedener Art. In
Zusammenarbeit mit Max Ernst macht er 1928 die Bühnenentwürfe
zu dem Ballett „Romeo und Julia“, das Serge de Diaghilew auf die
Bühne bringt, und 1932 zu dem Ballett „Jeux d’Enfants“ (Kinder
spiele), getanzt vom russischen Ballett von Monte Carlo.
Hat vor allem in Pariser Galerien zwischen 1921 bis 1929 ausgestellt;
ferner eine Ausstellung in Brüssel (1929) und in der Galerie Valentine
Dudensing in New York (1930).
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