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Volltext: Spielkarten und Kartenspiele

Die gleichen Farbzeichen wie in Italien mit nur geringfügigen Veränderungen sind 
auch in Spanien zu finden. Hier wurden die Stäbe zu Keulen, bei den Bildkarten 
fehlt die Königin. 
Frankreich brachte, obwohl das Tarockspiel als solches aus Italien übernommen 
worden war, seine eigenen Farbzeichen: Herz, Karo, Pik und Treff. In den Bildkarten 
fehlt der Reiter. 
Währenddem die Länder südlich der Alpen nachweisbar das Kartenspiel aus Italien 
übernommen hatten, tauchten in Deutschland die ersten Karten 1377, also gleichzeitig 
mit jenen in Italien, auf. Das heute kanonische System des deutschen Spieles mit den 
Bildkarten König, Ober, Unter, Eichel, Laub, Herz und Schelle bildete sich jedoch 
frühestens Ende des 16. Jahrhunderts heraus und wird erst nach dem Dreißigjährigen 
Kriege faßbar. 
Diese nach Ländern verschiedenen Systeme des „gemeinen“ Kartenspieles konnten 
sich im wesentlichen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts unverändert erhalten. Dann 
erst kommt es zu individuellen Gestaltungen und größerer Vielfalt — allerdings 
auch zur Aufgabe des tiefen geistigen Sinnes des Tarockspiels als eines Spiegelbildes 
des Kreises von Leben und Tod. Die 22 Tarocchi, also die Stichkarten, vereinigten 
ursprünglich in ihren Bildern, durchaus belehrende Absichten verfolgend, die 
Vertreter der Stände mit den Tugenden und kosmologischen Spekulationen, mit dem 
Gedanken an den Tod und an die letzten Dinge sowie an die Strafe für moralisches 
Fehlverhalten. 
Von all diesen Bildern und ihren Bezeichnungen hat sich, wenn auch in Verball 
hornung, nur eines erhalten: die Karte XXI, die der „Mond“ genannt wird. Ursprüng 
lich stellte diese Karte die Welt dar und war mit „II Mondo“ oder „Le Monde“ 
beschriftet. Mit dem Mond freilich hatte dies nichts zu tun. Der alte „Matto“, die 
22. Stichkarte, wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum Skys, eine Bezeichnung, 
die aus dem französischen „Excusez“ (entschuldigen Sie) kommt. 
Neben den ehrwürdigen Tarockkarten gab es aber auch noch eigene „Lehrkarten“, 
die zu Beginn des 16. Jahrhunderts von Thomas Murner erfunden worden waren 
und die sich durch rund ein Jahrhundert großer Beliebtheit erfreuten. Sie konnten 
zur leichteren Erlernung der Logik, der lateinischen Grammatik, der Geographie, 
Mythologie und Heraldik dienen und wurden vor allem in Adels- und Humanisten 
kreisen gerne gespielt. 
Ob aber nun Lehrkarte oder Karten, die der Unterhaltung, dem Zeitvertreib dienen, 
sie alle haben sich, seitdem man von ihnen weiß, großer Beliebtheit erfreut und 
hielten bis heute allen Verboten stand. 
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