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Besonders bemerkenswert aus dieser Zeit waren
die Plakate von Bruno Paul für die ,,Werkbund
ausstellung" in Köln 1914 und das von Lucian
Bernhard für „Priester-Zünder“. „Bernhard ist
der Erfinder des modernen Plakates für die
Industrie", bemerkte Binder häufig, ebenso wie
er die präzise, vollendete Art der Schwarz-Weiß-
Lösung der Plakate Julius Klingers betonte.
In Berlin bildete sich die Gruppe „Die Sechs",
welcher auch Bernhard, Klinger und Hohlwein
angehörten, unter den Auspizien der Lithogra
phischen Anstalt von Hollerbaum und Schmidt,
um ihren Kunden die Dienste der führenden
modernen Plakatkünstier anbieten zu können.
Design für moderne Druckschrift war in einem
großen Ausmaße an dieser Entwicklung betei
ligt, und die neuen Schrifttypen von Renner,
Bernhard, Ehmke wurden rasch bekannt, auch
durch deren Einfluß auf die Industrie der Schrift
gießerei. Die ,,BUGRA"-Ausstellung in Leipzig
1914 stellte der Welt den neu geschaffenen Stil
der Buchgestaltung vor.
Die erste große Ausstellung moderner Plakate
wurde 1928 im Österreichischen Museum für
Kunst und Industrie, Wien, vom Bund österrei
chischer Gebrauchsgraphiker (BÖEG) veranstal
tet. Zwölf Plakate von Binder waren auffallend
angebracht. Das ,,Neue Wiener Tagblatt“ nannte
Binder den ,,führenden österreichischen Plakat
zeichner". Ein Freund sagte zu Binder, nachdem
er den Bericht gelesen hatte: ,,Sie müssen schon
jemand sein.“
Von da an wurden Binders Plakate in die Samm
lung des Museums aufgenommen.
Binders außerordentliches Erinnerungsvermö
gen machte es ihm möglich, sich jederzeit die
Namen und Arbeiten der bedeutenden interna
tionalen Plakat-Künstler ins Gedächtnis zu rufen;
manche von ihnen besuchte er auf seinen Rei
sen und fand immer großes gegenseitiges Inter
esse. Jeder arbeitete für dieselbe Sache.
In Frankreich; A. M. Cassandre, Jean Carlu, Paul
Colin, Jacques Nathan.
In England: Tom Purvis, Ashley Havinden,
McKnight Käufer.
In der Schweiz: Herbert Matter, Max Bill.
In Italien: Leonetto Cappiello.
In Rußland: El Lissitzkij.
In der Tschechoslowakei: Ladislav Sutnar.
In Ungarn: Ladislav Biro, Maholy Nagy.