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Joseph Binder: „1930 besuchte mich Konsul Al
fred Weiss, der Chef der ,Arabia Kaffee und Tee
Import KG‘, in meinem Atelier in Wien, um den
Entwurf einer Schutzmarke und den Entwurf
eines charakteristischen Geschäftsportales, wel
ches späterhin auch für Filialen verwendet wer
den sollte, zu besprechen. Künstlerisches Ver
ständnis und offene Aussprache, hoch animierte
Anteilnahme führten zu den positivsten Ergebnis
sen und waren der Beginn einer Freundschaft
für das ganze Leben.
So entstand das Geschäftsportal für die ,,Ara-
bia“-Kaffee-Spezialgeschäfte unter ökonomi
schen Voraussetzungen und mit einem kolori
stisch charakteristischen Effekt. Türkise Kera
mik für das Portal, in der Proportion größer das
braune Geschäftsschild mit weißer Schrift,
orange und weiß gestreifte Marquisen an den
Innenfenstern. Das Farbthema, welches von der
Provenienz der geführten Waren abgeleitet war,
wurde für die Schutzmarke, die Verpackungen,
die Reklame-Mittel und in der Bemalung der
Fahrzeuge konsequent weitergeführt.
Das Magazin ,Modern Packaging', New York,
welches damals neu erschien, brachte im Okto
ber 1937 einen Artikel in Farbe mit den Abbil
dungen der ,Arabia‘-Schutzmarke und des ,Ara-
bia‘-Geschäfts-Portales, mit der Überschrift ,An
advertising campaign without an end‘.
In den fünfziger Jahren wurde die ,Arabia‘-
Schutzmarke das Piakatthema und das Thema
des vollständigen Assortements aller Kaffee
sorten, und führte dieses Unisono zur raschen
Beachtung des Kaufpublikums.“
Der Markenname ,,Arabia“ stammt aus der
Gründerzeit des Unternehmens und wurde als
Synonym für den milden Kaffee von höchstem
Aroma gewählt.
Alle Aspekte der vielfältigen Schaffenskraft
Binders fanden im Programm der Neugestaltun
gen ein reiches Betätigungsfeld.
1953 erwarb Konsul Alfred Weiss das Palais
Auersperg, welches am 5. Februar 1954 offiziell
eröffnet wurde. Diese außerordentliche Aufgabe
zu erfüllen warnur möglich durch das Zusammen
wirken von Verständnis, ästhetischen Prinzipien
und unermüdlicher Aktivität.
Die Denkschrift im Eingang des Palais Auers
perg, besagt: „Der Bau des Palais nach Plänen
von J. B. Fischer von Erlach wurde am 5. Oktober
1721 für den Marchese Fl. 0. Rofrano begon
nen ... Das durch die Einwirkung zweier Welt
kriege verfallene und devastierte Palais wurde
1953 von Alfred Weiss für das Flaus Arabia er
worben. Er veranlaßte eine profunde Renovie
rung und planvolle Ausstattung mit allen Erfor
dernissen der Zeit.“
Aus der Broschüre des Palais Auersperg: ,,Der
Sohn des Marchese Rofrano, Peter Rofrano,
wurde der .Octavian' im Textbuch von Fiugo von
Flofmannsthal für die Oper ,Rosenkavalier“ von
Richard Strauss. Die Oper spielt in der Zeit, in
welcher der junge Rofrano lebte, in der Zeit der
Kaiserin Maria Theresia.“