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Knopf haben, welchen ich mit Vergnügen am
Morgen drückte für meinen Kaffee im Bett. Glä
ser und Vasen von der ,,Wiener Werkstätte“,
von Josef Hoffmann entworfen. Einige davon gab
ich später dem Museum of Modern Art in New
York. Alle Aspekte des Lebens waren Aspekte
des neuen Lebensstils, Kleider, die Räume, die
wir bewohnten, die Bewertung des Lebens und
der materiellen Dinge.
Da war viel Freude in unserer Arbeit. Wir lebten
inmitten der Dinge, die aus unserem Atelier
stammten — meine von mir entworfenen Plakate
an den Plakatwänden, in der Straßenbahn. Pla
stisch ausgeführte Schutzmarken in den Ge
schäftsauslagen, eine für ,,Amazonen-Strümpfe“,
das Farbthema Blau, Schwarz, Gold. Verpak-
kungsentwürfe für die Österreichische Tabak
regie; Plakate und Magazin-Inserate für deren
Niederlassung in Deutschland. Ein Kalender für
,,Böhler Stahl“, viele Jahre in Verwendung. Um
schlagentwurf für das Magazin ,,Salzburger
Festspiele“. Zu guter letzt die Spannung der Er
wartung der Resultate meiner Einsendungen zu
Wettbewerben. Mein Plakat für die Wohnbau
anleihe Salzburg erhielt einen ersten Preis.
Mit meinem Entwurf zur Einsendung zum Wett
bewerb für die ,,Werkbundsiedlung der Stadt
Wien“ gelang mir ein neuer Aspekt. Es wurde
eines meiner meist veröffentlichten Plakate.
Eine inte'ressante Aufgabe war eine Wandbema
lung für die Triennale-Ausstellung in Mailand,
1932, für österreichische Moden, die ich als
Photomontage entwarf, mit dreißig überlebens
großen Fashion-Modellen und einem stilisierten
Hintergrund der österreichischen Berge, wahr
scheinlich ein angenehm kühler Eindruck in Mai
land.
Für ein Plakat für ,,Semperit-Bälle“, entwarf ich
das Zeichen S im Kreis auf der Bluse des ball
spielenden Mädchens. Direktor Fuchs sagte,
„das werde ich als Schutzmarke nehmen“; sie
wird heute noch verwendet und, wie mir gesagt
wurde, erhielt sie einen hohen Anteil in einem
Identifikations-Test.
Miß Levitus, die Korrespondentin für „The Stu
dio“, London, in Wien, besuchte mich und plante
eine Veröffentlichung meiner ersten modernen
Plakate. Nach dem später erfolgten Besuch des
Verlegers, Geoffrey Holme, erschien meine erste
Publikation in „The Studio“ vom 1. Mai 1926.
Das war meine Einführung in die Angelsächsi
sche Welt, Studenten aus England, Amerika und
selbst China kamen, um mit mir in meinem Ate
lier zu arbeiten.
Auf meinen Urlaubsreisen versäumte ich nie,
Berufskollegen aufzusuchen, Cassandre in Paris,
Mr. Holme, Mary Loder in London, Professor
H. K. Frenzei in Berlin. Professor Hadank fragte
mich, ob ich an der Akademie in Berlin unter
richten wolle.
Im März 1928 erschien ein Artikel mit den Illu
strationen meiner Plakate in der ,,Gebrauchs
graphik“, Berlin, von Professor Frenzei: ,,Joseph
Binder, den sein bekannter Wiener Kollege