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Vorbereitungen, und reifliche Überlegung war
notwendig, da dies auch die Unterbrechung mei
nes Architekturstudiums bedeutete. Die Aus
sicht, Amerika kennen zu lernen, was schon
lange mein Wunsch war, bestimmte meinen Ent
schluß, zu akzeptieren.
Angekommen in New York, erwarteten mich
Robert Fester und seine Frau in Weehawken,
wo damals die Schiffe anlegten. Obwohl ein
empfohlener Gast, kam ich durch ein Versehen
von der „Europa“ als letzter Passagier an Land.
Meine Reise sollte mit der „Dayline“ nach
Albany fortgesetzt werden, und es bedurfte
super-amerikanischer Geschwindigkeit, mit wel
cher Frau Fester chauffierte, um das ,,Dayline“-
Schiff rechtzeitig zu erreichen. Offenbar wollte
man mir den Fludson zeigen, um sich für die
Donaureise zu revanchieren.
Es war eine große Enttäuschung, den ersten
Anblick New Yorks in Flast und oberflächlich
erleben zu müssen.
Ich wußte gar nicht, daß ich mich bereits auf
dem Schiff der „Dayline" befand, ich war ganz
benommen, und außerdem spielte eine Musik-
Kapelle zum Empfang. Zum erstenmal in meinem
Leben war ich nicht um mein Gepäck besorgt,
das doch mein gesamtes Vortragsmaterial mit
den Illustrationen enthielt. Ich war über mich
selbst und daher doppelt überrascht, es in mei
ner Kabine später vorzufinden. An das Geländer
des Schiffes angelehnt, sah ich New York vor
beiziehen. Ein Mann zeigte auf ein Gebäude,
fragend, ,,was ist das für ein Gebäude?", ,,das
Chrysler Building“. ,,Seit wann sind Sie in Ame
rika?“ Ich sah auf meine Uhr, ,,seit einer
Stunde“.
Das Schiff landete entlegen von Albany, und ich
mußte meine ganze Intelligenz aufwenden, um
den Bahnhof zur richtigen Zeit zu erreichen.
Nach dem Frühstück zur Kellnerin: ,,lch gab
Ihnen einen Silber-Dollar.“ ,,Flier gibt es keine
Silber-Dollar.“ Es war ein 50-Cent-Stück. Von
Karl May wird doch nur der amerikanische Sil
ber-Dollar erwähnt.
Endlich langte ich in „Piseco“ im ,,Girondica
Club“ an, dessen Mitglieder die Fachlehrer der
Universitäten für Kunst sind, die mich hören
wollten. Ich war von den Adirondacks überwäl
tigt: Bergwanderungen in ausgetrockneten
Flußbetten, Übernachten in freier Natur; die
Tierstimmen in der Nacht, die Tiger-Lilien, die
Kolibris; der Führer, ein amerikanischer India
ner, der für alles, ohne daß man es merken
konnte, sorgte. Der ganze Eindruck eine zauber
hafte Darbietung von überreicher Natur.
Später reiste ich nach Chicago und sah Dr.
Harshey vom Art Institut, dem ich Grüße von
den ihm bekannten Professoren der Wiener
Kunstgewerbeschule ausrichten konnte und wel
cher mich für den Herbst 1934 an das Art Insti
tut engagierte.
Man war sehr aufmerksam und zeigte mir alle
Sehenswürdigkeiten. Nachher besuchte ich die
Cranbrook-Schule der Ford Foundation in