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8 Die Lehrkurse in Amerika in den Jahren 1933-1935 
Bald nach meiner Rückkehr nach Wien im Win 
ter 1933 wurde ich zur Abhaltung weiterer Kurse 
aufgefordert, welche ich mit dem 1933 abge 
schlossenen Kurs für das Art Institut in Chicago 
verbinden konnte, und so reiste ich im Sommer 
1934 abermals nach Amerika. 
Für den ersten Kurs an der International School 
of Art, der noch in den Sommermonaten statt 
finden soilte, wurde die Monterey-Sommerschule 
in den Berkshires gewähit. Die Kursteilnehmer 
bestanden aus einer sehr großen Gruppe von 
Künstiern, Kunstlehrern und den Direktoren 
öffentiicher Kunstschulen sowie den Direktoren 
der Reklame-Agenturen. Diese Kurse werden be 
sonders zur Erlangung von ,,Credits" von der 
Lehrerschaft besucht, um avancieren zu können, 
und viel ernsthafte Arbeit wird geleistet. 
Zu lehren war für mich neu. Eine umso inter 
essantere Aufgabe durch die voilkommen neue 
Umgebung. Die vorherrschende realistische Ein 
steilung erforderte eine prägnante Formulierung 
meines Konzepts. Bis dahin drückte ich mich 
in meinen Arbeiten am Zeichentisch aus, unter 
Verwendung konstruktiver Formen und Farben 
und der suggestiven Darstellung der Stilisierung. 
Was ich lehrte, war unbekannt in Amerika. Ich 
lehrte und lernte. 
Ich entdeckte die roten Scheunen der Land 
schaft, mein bevorzugtes Thema für Skizzen, 
und wegen der starken und einfachen Formen 
verwendete ich sie als ein besonders geeignetes 
Sujet zur Demonstration meines Konzepts. Der 
Unterricht war von 9 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr. 
Abends gab es freie Debatten, oft kamen Be 
sucher und Vortragende. 
Im historischen Neu-England sieht man verlas 
sene Farmen, Häuser und Obstplantagen ehe 
maliger Ansiedier. Scheunen werden jetzt in 
Ateliers verwandelt, Tennisplätze, Schwimmbas 
sins und Golfplätze werden angelegt. 
Alles faszinierte mich, ich skizzierte, machte 
Pasteile bei jeder sich bietenden Gelegenheit, 
Studenten bei ihrer Arbeit, Farmer Beton saß 
mir Modell. Es gab Mäuse und Schlangen in den 
Wiesen. „Sind auch giftige Schlangen hier?“ 
fragte ich. ,,Nein, die Klapperschlangen sind auf 
der anderen Seite des Berges“, war die Antwort 
Mr. Betons. 
Im September 1934 kam meine Frau in New York 
an. Sie hatte die traurige Obliegenheit, mich von 
dem während meiner Abwesenheit von Wien ein 
getretenen Tod meiner Mutter zu verständigen. 
In New York lernten wir die Herausgeberin von 
„Advertising Art“ kennen, Ruth Fleischer. Ich 
entwarf für sie einen Umschlag für das Magazin. 
Durch sie lernten wir Rüssel Wright, den Indu 
strial Designer, und seine Frau kennen wie auch 
Bryan Holme, den Sohn des Verlegers aus Lon 
don. 
Für den Herbst 1934 war der Beginn meiner 
Kurse an dem Art Institut in Chicago festgesetzt. 
Ich war sehr beeindruckt von der repräsenta 
tiven Anlage der Michigan Avenue entlang des 
Michigan-Sees mit den großen Parkanlagen und 
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