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9 Die Pastelle der Reisen in Amerika
Einer Einladung der Chouillard School of Art in
Los Angeles, einen Sommerkurs abzuhalten,
folgend, chauffierten wir mit einem Freund aus
Cleveland, der dem Kurs beiwohnen wollte, von
Chicago auf der Route 60 nach Los Angeles
(35 Gallonen Benzin kosteten damals sieben Dol
lars). Wir bestaunten immer wieder die Frucht
barkeit des Landes und die endlosen Distanzen.
Missouri: Wir überqueren den Mississippi auf
einer unwahrscheinlich hohen Brücke. Später
verändert sich die Landschaft, Prärien, viele ver
lassene Farmen, Tabak wird gepflanzt, die Erde
ist rot. Die Erde in Illinois schwarz. Weite
Avenues führen durch die kleinen Städte mit
großen alten Bäumen. Kansas City hat südli
chen, beinahe italienischen Charakter, der alte
Stadtteil mit roten Ziegelhäusern, die Fenster
rahmen blau und grün; ein großer Industrie-
Stadtteil, viele Silos, schöne große Menschen
auf Pferden. Wir überqueren den Delaware und
den Kansas River, die Ursachen der großen
Überschwemmungen. Nächstes Ziel Dodge City,
122 Meilen entfernt. Von da an ist der blaue
Overall und der Westernhut die männliche Be
kleidung. Nach Kansas City nimmt die Land
schaft steppenhaften Charakter an. Agaven,
Opuntien-Kaktusse, wilder Goldlack, „black-eye
Susan“ in voller Blüte. Schlangen, Schildkröten
auf dem Highway, manchmal überfahren.
Auf einer D-Tour überrascht uns ein Sandsturm.
Die Bäume in Garden City verdorrt wie Skelette.
Blonde Kinder spielen bei einer Farm, die auf
einer Seite bis zum Dach unter Sand ist. Wir
lernen die kleinen Wolken in Form von Tüten
als die Vorboten eines Sturmes erkennen. Eine
andere Detour; keine Telegraphenstangen, da
gegen Cowboys auf Pferden in scharfer Sil
houette gegen den Horizont.
Man sieht die ersten Berge in der Entfernung.
Wir übernachten in einem der neu errichteten
Motels in Albuquerque (in meinem Vortrag in
Wien zeigte ich dessen Plan). Santa Fe, ein
großer Eindruck. Wir passieren ein Indianerdorf
,,Los Lunas“. Die Kinder waren die ersten, die
uns begegneten, das Mädchen Ibas, die Buben
Potjeco und Steven. Ich fotografiere und
zeichne. Die Mutter verärgert. Wir wußten nicht,
daß eine Erlaubnis zu einem solchen Besuch
nötig war. Mein Freund versuchte die Unterhal
tung hinauszuziehen, damit ich die Skizzen fer
tig machen konnte. ,,Können Sie nicht eine Aus
nahme machen, mein Freund ist ein berühmter
Künstler aus Europa?“ ,,Warum soll ich eine
Ausnahme machen, sie kommen alle aus
Europa.“
Es war mein größter Wunsch, eine Skizze eines
authentischen Indianers machen zu können. Der
Inhaber der Tradingpost in Gallup, New Mexico,
intervenierte für mich. Der ,,Chief“ stimmt zu.
Ich offeriere ihm eine Friedenspfeife, eine Kool-
Zigarette, worauf er heftig zu husten beginnt.
Er war daran, die Vereinbarung nicht einzuhal
ten, bis ich ihm einen der Silber-Dollars zeigte,
die dort zirkulieren.