Das Land Tirol hat mit der Kufsteiner Glashütte ein Industrieunternehmen gewonnen, das
es wieder einmal als Glasland hervortreten läßt. Im 16. und 17. Jahrhundert waren es die
Venezianer Glasbläser, die in den Hütten in Hall und Innsbruck die köstlichen Gefäße für
den Gebrauch des Hofes und der reichen Bürger herstellten, im 19. Jahrhundert und bis her
auf in die dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts waren es die kleineren Hütten in Kramsach
und in Hörbrunn, die für die Bauern und Städter das Alltags- und Sonntagsglas erzeugten.
Seit Gründung der Kufsteiner Hütte aber sind es im wesentlichen sudetendeutsche Glas
macher, die im Verein mit den heimischen Kräften diese alte Tiroler Tradition in würdiger
Weise fortsetzen und Tiroler Glas in die ganze Welt exportieren.
Die Ausstellung vermittelt ein anschauliches Bild von den Erzeugnissen der Tiroler Glas
hütte. Neben den preisgekrönten Exponaten stehen Glasservice, die von dem gleichen Quali
tätsgefühl geprägt sind. Alle zeigen, daß junge künstlerische Kräfte am Werke sind, die
diesem uralten und wandelbaren Material Glas neue und zeitnahe Formen abzugewinnen
wissen, die den Vergleich mit der Vergangenheit nicht zu scheuen brauchen. Sie zeugen aber
auch für das ausgeprägte Bewußtsein der Glasherren Riedel, denen ihre schicksalhafte Bin
dung an das Glas eine stete Verpflichtung zu höchsten Leistungen bedeutet.
Wilhelm Mrazek