HANS SEBALD BEHAM
Geboren wahrscheinlich 1500 (errechnetes Datum), unbekannt wo, gestorben 1550
in Frankfurt a. M. Bis zum Jahr 1530 war er mit Unterbrechungen in Nürnberg
als Miniaturmaler, Kupferstecher und Zeichner tätig, von wo er 1525 für kurze
Zeit wegen atheistischer Umtriebe ausgewiesen worden war. 1528 verließ er nach
einem Konflikt mit dem Stadtrat neuerdings für ein Jahr Nürnberg, da er ohne
Erlaubnis ein Buch herausgab, zu dem er angeblich einen Teil des Manuskriptes
von Dürers Proportionslehre gestohlen hatte. 1530 ging er nach München, von dort
über Mainz oder Aschaffenburg 1532 nach Frankfurt, wo er bis zu seinem Tode
blieb.
Literatur:
Bartsch, A.:
Pauli, G.:
Pauli, G.:
Ausstellungskatalog: Meister um Albrecht Dürer, Nürnberg 1961, S. 73ff.
Hollstein, F. W. J.: German Engravings . . . Bd. III, Amsterdam 1954 ff.
Peintre Graveur, VIII, S. 112ff.
Hans Sebald Beham, ein kritisches Verzeichnis seiner Kupfer
stiche, Radierungen und Holzschnitte, Straßburg 1901.
Hans Sebald Beham, Nachträge, Straßburg 1911.
49 DORNENGEKRÖNTES HAUPT CHRISTI Tafel 39
Holzschnitt, 42,6:32,5 cm
Zustand II a: Mit Sprung im Holzstock, die Einfassung ist erneuert, stärker als
bei I und wird nirgends von der Linie der Darstellung berührt; schwarz-weißer
Druck; um 1520
Ritter, S. 55; Inv. Nr.: 2348 (169/2)
Der Typus des dornengekrönten Antlitzes Christi steht mit Dürers Christuskopf des
Schweißtuches der Veronika (B. 25) von 1513 in engem Zusammenhang und wird
daher immer wieder Dürer zugeschrieben. Offenbar gehört der Holzschnitt Behams
Frühzeit an, die ganz von Dürers Einfluß beherrscht war.
Das Antlitz ist in strenger Frontalität gegeben, von langen Locken umrahmt und
starken Stilisierungen in der Linienführung unterworfen, die es in manchen Teilen
in einen ornamentalen Zusammenhang drängen. So erscheint es geradezu als
sentimentalisierter Pantokratortypus. Darin klingt wohl Dürers neue Christusidee
nach mit dem Wunsch, Leiden und Ergebung mit Stärke und Männlichkeit in
Verbindung zu bringen und über den Schmerz den Willen zu setzen, um ihn voll zu
beherrschen. Daß Dürers männliches Christusbild von großer Wirkung auf den
reformatorischen Ideen höchst aufgeschlossen gegenüberstehenden Beham war, liegt
nahe.
Literatur:
B. Dürer, App. 26 — Passavant, La peintre graveur, III, S. 183, 192 (Dürer) —-
Pauli, 1901, Nr. 829 — Dodgson, Catalogue, I, S. 458, 101a (im Anschluß an Pauli
Beham) — Wölfflin, Dürer, 6. Aufl., 1946, S. 238f. (Idee von Dürer) — Panofsky,
Dürer, II, 389a (schließt sich Pauli an) — Hollstein, III, 184 (Beham).
36