Kokoschka noch mehr den Konturenstil und die dekorative Linienführung seiner Wiener
Werkstättenzeit wahrt, treten in Kalvachs Kompositionen die expressiven Momente
stärker in den Vordergrund. Im selben Jahr begann Rudolf Kalvach künstlerische Post
karten für die Wiener Werkstätte herzustellen, die seine expressive Dramatik unter dem
Tarnmantel der Satire noch deutlicher werden lassen. Satire und Sozialkritik sind bestim
mend gewesen für Kalvachs graphisches Werk, das im wesentlichen in den Jahren 1908 bis
1912 entstand. Die von Kalvach bevorzugte künstlerische Technik war der Holzschnitt, in
dem er immer wieder neue Aspekte des Arbeiterlebens im Hafen von Triest einfing.
Um seine jeweilige Stimmung, sein Bestreben etwas Bestimmtes auszudrücken, mitzu
teilen, bediente sich Kalvach der Wasserfarbe, mit Hilfe derer er verschiedene Abzüge ein
und desselben Holzschnittes seiner Gemütsverfassung entsprechend kolorierte.
In größter Spannung zu diesem dem Expressionismus den Weg bereitenden Werk stehen
die Zeichnungen Hedwig Maillers. Sie hat niemals einer Schule oder gar einer ideen
verfechtenden Künstlervereinigung angehört. Sie hat lediglich Anregungen aus den gro
ßen Schulen und Bewegungen empfangen, sie umgeformt und zu ihrem eigenen Stil
gemacht. Im Grunde genommen sind es Tendenzen zu einer der ornamentalen Gestaltung
den Vorrang einräumenden Kunst, wie sie von C. O. Czeschka geprägt und von Dagobert
Peche zur äußersten Konsequenz gebracht worden war. Es ist eine poesievoll, heitere
Kunst, die den unendlichen Reichtum der Natur mit einem schier unerschöpflichen Reich
tum an Phantasie verbindet und so im Bilde die natürliche Form zum Ornament, das
Ornament aber zum naturalistischen Ganzen werden läßt.
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