aufweisen - eine Tatsache, die bereits
von Tietze-Conrat" bemerkt wurde -,
daß man zu der Annahme einer gegen-
seitigen BeeinHussung berechtigt wäre,
wenn uns dafür positive Anhaltspunkte
zur Verfügung stünden.
Mit Sansovino und mit seinem
großen Schüler, dem Trientiner Ales-
sandro Vittoria, blüht in Venedig die alt-
hergebrachte Gußtradition von neuem
auf und es entstehen Figuren, Schmuck-
und Gebrauchsgegenstände für Kirche
und Haus, für fremde Potentaten und
für die Kabinette der Sammler: eine
weit verbreitete, sicherlich in vielen
Gießerwerkstätten betriebene Tätigkeit,
die mit der Paduaner Bronzenindustrie
um r 500 verglichen werden kann.
Der nachsansovinesken Tätigkeit
in Venedig gehört die jugendliche
Bacchus-Figur unserer Sammlung an
(Abb. 8 u. 9)."""
Ein ausge-
zeichneter
Rohguß, in
dem der Geist
Sansovinos (und zwar des florentinischen San-
sovino) noch vollends enthalten ist. Die Behandlung
ist aber durchwegs malerisch. Man sieht noch
deutlich die rasche, auf Illusion hinzielende Formen-
gebung des ursprünglichen Wachsmodellsfkld"
Dieselbe Figur auf einem Bronzepostament
kam auch in der ehemaligen Sammlung Spitzer
vori- und stand dort als Gegenstück zu dem
Abb. 20. Prophet, Schule des Giambologna
1' E. Tietze-Conrat, Georg Raphael Donners Verhältnis zur
italienischen Kunst. Kunstgeschicbtliches Jahrbuch der k. k. Zentral-
kornmission, Wien, 1907.
i" Bronzestatuette, Höhe 265 Zentimeter; Rchguß, später roh
ziseliert; braune Patina.
3'" Man vergleiche sie auch mit der Bronzestatuette eines bärtigen
Mannes im Museo Estense zu Modena, Bode, Bronzestatuetten. I1,
CXXXVIII, hier einem Florentiner Künstler unter dem Einüusse Michel-
angelos zugeschrieben.
1- E. Molinier, La Collection Spitzer, Paris, 1892, Band IV, j _
Seite x18, Nr. 36, und Auktionskatalog Spitzer, Paris, x8g3, Nr. 1477, dann
in derSammlungMaurice Kann, Paris, die xgxo versteigert wurde. Auktions- Abb. 2x. Muskelmann, Pierre
katalog Nr. 341- Francheville (?)