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Volltext: Katalog der Ausstellung ostasiatischer Kunst im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie

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keine Reminiszenz an einen vorgeschichtlichen Saurier, wie immer wieder ange o 
wird sondern ein Phantasiegebilde aus dem Stöhr und dem Skorpion, dessen Einzel- 
sterne an die Gestalt eines Drachen erinnern. Diese gegenständlich-mythologische Erklärung 
sei hier eingeflochten, weil sie die ungemein häufige Darstellung des Drachen auf allen 
Gebilden der chinesischen Kunst, nicht nur auf den Bronzen, sondern besonders auch auf 
dem Porzellan, auf Gewändern usw. erklärt. 
Von diesen historischen chinesischen Bronzegefäßen kann die Ausstellung natürlich 
nur eine Typenauswahl neueren Ursprungs zeigen, die eine Vorstellung von den ver 
schiedenen feststehenden Gefäßformen geben soll. Originale aus der Chouzeit (1169- 255 
V. Chr.) gibt es in Europa, wenn überhaupt, so nur ganz vereinzelt. Ein überaus interes 
santes Stück dieser Art, das vielleicht der Sungzeit angehört, ist jedoch besonderer Be 
achtung wert (Nr. 68, Tafel VIII), da sein aus Sternbildern, den acht Tngrammen auf dem 
Deckel und den 64 Trigrammen auf der Unterseite des Bodens bestehender Dekor die 
kosmische Philosophie der Chinesen versinnlicht. Kein anderes Volk hat seine Welt 
anschauung in so prägnant abstrakter Weise sichtbar gemacht. Die acht Trigramme 
bestehen aus acht Kombinationen von einem Strich, dem männlichen, und zwei Strichen, 
dem weiblichen Prinzip, des yang und des yin, denen sich in einem dritten Strich das 
göttliche Tao gesellt. Die Zahl 8 bildet die harmonische Grundzahl für alle weiteren 
philosophischen Forschungen. Das ganze Universum ist durch diese acht Elemente, die 
bald mehr weiblich, bald mehr männlich gefärbt sind, repräsentiert. Werden die Elemente 
verdoppelt, so ergeben sich 64 Kombinationen. (Vergl. E. Boerschmann „Chinese 
architecture and its relation to Chinese culture“, Smithonian report 1911.) Zum Kult ge 
hörten ferner die Glocken, wovon zwei Exemplare ausgestellt sind (Nrn. 60 und 453). Sie 
entbehrten des Klöppels und wurden mit einem hölzernen Hammer zum Tönen gebracht. 
Sie riefen nicht nur die Lebenden, sondern in den Ahnentempeln, auch die Geister zum Mahl. 
Eine eigene Gruppe dieser gegossenen Bronzewerke waren endlich die Metallspiegel, 
die in allen Kulten Ostasiens in geheiligtem Ansehen standen, da man ihnen magische 
Kräfte zuschrieb. Sie machten verborgene Geister sichtbar und enthüllten die Zukunft. 
Chinesische Priester fingen mit bronzenen Hohlspiegeln das reine Sonnenfeuer ein und 
der taoistische Botaniker gewann auf der glatten Fläche des Spiegels, den er nachts auf 
einen Baum hängte, Mondtautropfen. Die Spiegelornamentik symbolisiert den chinesischen 
Makrokosmos nach eigenen Traditionen. Eine Gruppe dieser Spiegel aus der Hanzeit zeigt 
einen Dekor aus Weinreben mit Tieren in Hochrelief gräkobaktrischen Ursprungs und 
interessierte ob dieses hellenistischen Einflusses in China zur Hanzeit auch die europäischen 
Kunsthistoriker seit Jahrzehnten. Die Nachbildung eines solchen Spiegels ist im Vorraum 
zu sehen. Originale des 1. Jahrtausends sind Nrn. 3 bis 8 und 57. E. D. 
PLASTIK 
Die chinesische Plastik scheidet sich in zwei Hauptgruppen, die nichtbuddhistische 
und die buddhistische. Die erste ist auf den Gräber- und Ahnenkult beschränkt, 
dem sie als Kleinplastik durch Grabbeigaben aus Ton, als Großplastik besonders durch 
die Monumentalfiguren der Kaisergräber diente. Tonfiguren aus Gräbern der Han- bis 
T’angzeit werden in großer Masse gefunden und bilden ein wertvolles Material für die 
Anschauung der Kultur sowohl, wie der künstlerischen Auffassung des ersten nachchrist-
	        
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