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immer nur sehr dünnen Auftrag des Gypsbreies, der jedesmal frisch be-
reitet zur Verwendung kommt. Für die letzte Lage wird dem Gyps eine
Quantität Peseri (ueßügz) und Seife zugesetzt. Dieser Peseri ist schon
von Mialle als huile siccatif bezeichnet worden. In der That können wir
in ihm ein trocknendes Oel erkennen, sei dieses nun durch irgend ein
Mittel von dem darin enthaltenen, das Trocknen verzögernden- Pflanzen-
schleim befreit oder nicht. (Ein Firniss oder ein Firnissöl.) Sollten wir
es mit einem Firniss zu thun haben, dann aber gerade das Wesentliche,
das den Pflanzenschleim bindende Mittel nicht angegeben finden, so müssen
wir dies als einen der im Handbuche mehrere Male vorkommenden Fälle
betrachten, wo bei sonst pünktlicher Beschreibung aller, auch unwesent-
licher Umstände die Hauptsache ausgelassen ist. Für unser Ver-
ständniss ist dies kaum von Belang, da das Fehlende leicht zu ergänzen
ist, sei es auch nur durch irgend eine gleichwerthige Substitution. Am
unsichersten ist die Bestimmung der für die Malerei auf Gypsgrund an-
gewendeten Bindemittel der Farben. Wir haben hiefür nichts als eine
triftige Vermuthung. Diese stützt sich zunächst auf die Thatsache, dass
außer den mit Gyps grundirten Holztafeln auch noch v-Tuchu auf Rahmen
gespannt beschrieben ist, dessen Grundirung gleichfalls aus Gyps und
Leim besteht (nur - um Sprünge zu vermeiden - mit einem Zusatz von
Seife und Honig), und dass für die Malereien auf diesen Tafeln die
Farben als mit Ei temperirt angegeben werden. Es ist somit wohl sehr
wahrscheinlich, dass auf Gypsgrund überhaupt mit Eitempera gearbeitet
wurde und, wie die Vorschrift lautet, eine leichte Lage Firniss das Bild
verschönerte und schützte. Hier nur das Eiweiß als Bindemittel ') an-
zunehmen, ist ausgeschlossen, da im Original ausdrücklich steht: Hüg 1113:
dovleüqg elg mwl y} uüyov . . . und utiyb nur schlechtweg Ei heißt.
Gegen die Eitempera spricht freilich auch eine Stelle, die anordnet: auf
die Augensterne, die kräftigen Partien der Augenbrauen und Nasenlöcher
Schwarz mit Ei") (aüyoal guzüpw) zu legen. Eine Bemerkung, die über-
flüssig erscheint, wenn es sich im Allgemeinen um Eitempera handelt.
Dass Oelfarben ausgeschlossen sind, geht aus dem Umstande hervor,
dass die Oelmalerei (das nun": 1101101191113") in einem besonderen Capitel
erklärt wird und dort auch abweichende Vorschriften über die Zuberei-
tung des Stoffes als Malgrund zu finden sind. Dieses Capitel scheint zu
den jüngeren Zusätzen des Handbuches zu gehören. Seine Anleitungen
bestehen in Folgendem:
Die Farben werden zuerst mit Wasser gut abgerieben und ge-
trocknet, dann mit dünnflüssigem Peseri auf Marmor gerieben und in
Näpfchen gethan. Das an der Oberfläche sich bildende Häufchen wird
nur an einer bestimmten Stelle gehoben, um das jeweilig zu verwen-
') Z. v. Schäfer, a. a. 0., in der Ueberschrifx zu (j. 27 und sonst noch.
') Bei Schäfer, u. a. O. 17, u. Note '): -5chwnrz (mit) Eiweiß.