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Volltext: Katalog der Ausstellung ostasiatischer Kunst im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie

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Carl Giani. 
lieh für die kaiferliche Armee und erregten deren Leiftungen fowohl in Betreff 
der Vergoldung als der Technik allgemeine Bewunderung feitens der auslän- 
difchen Jury. 
J. Sauczek hat nebft Militärartikeln auch Gallons undPofamenterieartikel 
für kirchliche Zwecke ausgeftellt und in letzterem Genre den Deutfchen und 
Franzofen eine empfindliche Concurrenz gefchaffen. Die reichhaltige Ausftellung 
von kirchlichen Gallons übertrifft in der Auswahl die gleichartige deutfehe, fleht 
in Betreff der Technik und Farbe den Franzofen würdig zur Seite; ein von ihm 
ausgeftellter Glockenzug im Renaiffanceftil ift eine für den Pofamentirftuhl 
fchwierige und darum lobenswerthe Leiftung, nur hätten wir deffenFarbenftimmung 
harmonifcher gewünfeht. 
Die Ausftellung von J. Blazincic bot nebft manch Anderem auch eine 
Specialität in Schnürmacher-Arbeiten und Gefpinnftflechtereien, welche ebenfo 
intereffant als anerkennenswerth find. 
A. Schimper’s Witwe in Wien, welche nur in unechten Metallgefpinn- 
ften und Pofamenterie, aber ziemlich.ftark arbeitet, hat ihr Möglichftes gethan, 
um ein Bild diefer ausgebreiteten Induftrie zu geben, und mufs diefs umfo 
anerkennender hervorgehoben werden als andere, bedeutend ältere und gröfsere 
Firmen Oefterreichs es unterliefsen, diefen quantitativ wichtigen Induftriezweig zu 
repräfentiren. 
In Ungarn hat nur Jakob S ch ö n in Pest Anerkennenswerthes in Gold- 
pofamenterien für Militärzwecke und Nationaltrachten ausgeftellt, alle übrigen 
Ausfteller boten Mittelmäfsigkeiten. 
Rufsland zeigte wie in manch anderen Branchen, fo auch in dem der 
Pofamenterie, dafs es den Werth des Fortfchrittes in der Arbeit wohl zu würdigen 
verliehe, jeder aufmerkfame Befucher der ruffifchen Abtheilung mufs der Kunft- 
induftrie Rufslands ein raftlofes Streben nebft eminenter Technik zugeftehen und 
kann nur wünfehen, felbe möge, vor allzu Bizarrem fich hütend, auf dem betretenen 
Wege fortfehreiten. 
Griechenland und Rumänien boten wenig Bemerkenswerthes auf 
dem Gebiete der Pofamenterie; dagegen waren die diefsbezüglichen Ausftellungs- 
objedte in Tunis, Marocco und Egypten fehr intereffant und unter Umftän- 
den auch für den Fachmann von Werth. Befonders das letztere Land hatte fehr 
bemerkenswerthe Goldpofamenterien zur Anficht gebracht. 
Perfien bot wenig Bemerkenswerthes, defsgleichen China, während 
Japan aufserordentlich intereffante Objekte in anfeheinend anfpruchslofer Art 
zur Anficht brachte. Die Schnüre und Seidengeflechte von Kioto, die Netz 
arbeiten von Jeddo find höchft bemerkenswerth und bot endlich Japan in den 
mit gefchnittenem Goldpapier-Lahn überfponnenen Gefpinnften eine Specialität, 
welche für manche Induftrien geradezu epochemachend einwirken kann. Aller 
dings exiftiren ähnliche Dinge bereits in Europa, jedoch wurden fie noch niemals 
auf fo rationelle Art zur Anficht gebracht. Die von der Türkei in ziemlich 
fyftemlofer Weife gebrachten Pofamenterien gaben den abendländifchenFabrikanten 
hinreichenden Stoff zum Nachdenken. Die Arbeiten von Samos, und endlich die 
aus Stoffcompartimenten in fehr zarter Weife hergeftellten Blumenpofamenterien 
nöchft intereffant; ein Gleiches gilt von den guipureartigen Goldpofamenterien. *' 
Eigenthümlich und in mancher Beziehung beklagenswerth ift das immer mehr zu 
Tage tretende Beftreben des Orientes von jenen typifchen Farben abzuweichen, 
in welchen der namenlofe Reiz feiner Fabricate liegt, es macht fich eine immer 
weitergreifende Aufnahme der modernen, nichts weniger als äfthetifch richtigen 
Farbennuancen geltend. Man kann diefen Rückfchritt im Fortfehritte in Gewebe 
und Stickerei conftatiren. *) Alien und Afrika find bereits von dem Beftreben 
angekränkelt, die gleifsenden Farben des Occidentes zu acclimatifiren und ift es 
*) Siehe Ferdinand Stamm: Spitzen und Stickereien.
	        
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