12
Der Architekt.
sehen Himmel, nur das ewige Grau der
Praxis und das unheimliche Dunkel der
allgemeinen Gleichgiltigkeit verschleiern
jeden freien heiteren Ausblick.
Auf momentanen Erfolg, auf sofortige
ideale Entlohnung kann der Architekt nie
technen. Die erhoffte Anerkennung wird
ihm vielleicht nach Jahren, wenn er unter
einer Last von Unbilden ein Bauwerk
vollendet hat, zu Theil, während der Höhe
punkt seiner künstlerischen Extase und
Schaffensfreudigkeit in jenem Zeitpunkte
hegt, wo er einen seiner Ansicht nach
glücklichen Grundgedanken, allerdings für
Jedermann unsichtbar und unverständlich,
skizzirt.
Der Architekt hat daher in innerer Be
friedigung den grössten Theil seines Lohnes
zu suchen. Nichtsdestoweniger muss er mit
gleichei Liebe und Ausdauer sein Werk stefs
im Auge behalten und nicht irre oder müde
werden, wenn selbst seine pecuniäre Ent
lohnung, wie es leider die Regel ist, einem
Almosen gleich kommt und es der Welt
wie bisher auch fernerhin gefallen sollte,
beispielsweise einer Sängerin für eine Stunde
Singens so viel zu geben, als sich Gottfried
Semper sein ganzes Leben lang trotz aller
Sparsamkeit verdiente.
U nter den bildenden Künsten ist die
Baukunst allein wirklich schaffend und
gebärend, das heisst, sie allein ist im
Stande, Formen zu bilden, welche der
Menschheit schön erscheinen, ohne das
Vorbild in der Natur zu finden. Haben
diese Formen zwar im Natürlich-Structiven