Als figural sind besonders herzige Kinderszenen auf Gefäßen erwähnenswert, die wohl darauf
ausgehen, das große Publikum zu erobern. Sie sind mit großem Verständnis und warmer Empfin
dung gearbeitet. Farbenreiche exotische Gruppen arbeitet die Firma zu einer Spezialität vor
nehmster Art heraus. Ein prächtiges, buntes Bild bieten alle diese Reitergruppen und die aus
druckvollen, spannenden Tierkämpfe dar. In der Gefäßlinie der „Jewelry Pottery“ klingt die phan
tasiereiche Goldschmiedekunst des französischen Meisters Rene Lalique nach, ohne daß hier
durch der vollständigen Eigenart der Erfindung wie Ausführung Abbruch geschieht. Die verschie
densten Geschmacksrichtungen aller Länder sind verständnisvoll berücksichtigt. Neben der rei
chen Goldausführung für Amerika, Frankreich und England macht sich auch der ruhige nordische
Genre Kopenhagen geltend. Hier spricht ganz besonders eine reizende Pierettegruppe in der Art
der neueren Münchener Arbeiten an, realistisch und schick zugleich, unter voller Wahrung des
echten Porzellanstils. Da die Firma sich lediglich auf Luxusartikel spezialisiert hat, so ist sie in der
Lage, eine Reichhaltigkeit in ihrer Musterkollektion zu bieten, die allen erdenklichen Anforderun
gen auch hinsichtlich des Preises Rechnung trägt.
(Sprechsaal 1909, S. 503, 504)
1909-1910
Teilnahme an der Ausstellung Österreichischer Kunstgewerbe des Österreichischen
Museums für Kunst und Industrie:
Riessner & Kessel. „Amphora", Turn-Teplitz.
1566. Keramiken
(Wien 1909-1910, ÖMKI, Nr. 1566)
1910
Eintragung im Industrie-Jahrbuch von Hanel:
Rießner und Kessel, „Amphora“, Porzellanmanufaktur, Exportmusterlager: Berlin, S. 42, Ritter
straße 112, Leipzig: Am Thomasring 17, Paris: Rue de Paradis 26, Wien: VII. Neustiftgasse 19.
(1892). I(nhaber): Hans R., Karl R., Rudolf K. Pa Adolf Lehmann. Ca. 250 Arb., 1 elektr. Alpha-
Motor 2-5 HP, Dampfmaschine 10 HP, Export überallhin.
Erz.: Keramische Kunstgegenstände für Innendekoration, Kunst- Potterien, Steinzeuge. Spez.:
Elfenbein-Porzellan, Reproduktion moderner Skulpturen
(Hanel 1/1910, S. 185)
Tod von Karl Rießner. - Nachruf im Sprechsaal 1910:
Karl Rießner +. Am 3. Mai, um Mitternacht, verschied plötzlich an einem Herzschlage Herr Karl
Rießner, Mitinhaber der Firma K. K. priv. österreichische Porzellan-Manufaktur Rießner und Kes
sel, Amphora in Turn-Teplitz, im 45. Lebensjahre.
Karl Rießner widmete sich ursprünglich gleich seinem Vater der Beamtenlaufbahn im Dienste der
Außig-Teplitzer Eisenbahn, trat aber nach seiner Verheiratung mit der ältesten Tochter des vor
wenigen Jahren gestorbenen Porzellanfabrikanten Herrn Alfred Stellmacher in dessen Unterneh
men ein und begründete später mit seinem Bruder, dem akademischen Maler, Herrn Hans Rieß
ner und Herrn Rudolf Kessel, beide gleichfalls Schwiegersöhne Alfred Stellmachers, und dessen
Sohn, Herrn Eduard Stellmacher, die Firma Rießner, Stellmacher & Kessel, deren alleiniger Inha
ber zuletzt die beiden Brüder Rießner waren . . . war er Jahre hindurch Mitglied der Bezirksvertre
tung und des Industrierates.
(Sprechsaal 1910, S. 314)
Eduard Berdel berichtete über „Keramik und Glas auf der Weltausstellung Brüssel
1910“:
. . . wogegen man bei der „K. k. österreichischen Privilegierten Porzellanmanufaktur Amphora“ in
Tepiitz wohl von alten, aber weniger von feinen Sachen sprechen kann. Wenn auch technisch
nicht ohne Geschick, so sind die Waren doch allzusehr mit Schmuck überladen, und es fehlt die
edle Harmonie der Formen, die - vom Modernen ganz zu schweigen - eben doch auch in guten
Antiken stets deutlich zutage tritt.
(Sprechsaal 1910, S. 641)
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