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Inhaltsverzeichnis: Jahrgang 2 (1899) (Heft 2)

Charakter geerbt hatte. Vielmehr war das zierliche blonde Männchen 
verzagt und weicheren Herzens, wagte sein Geld nicht zu ge 
messen, weil es ihm wie unrechtmässiger Besitz vorkam, traute 
sich aber auch nicht es an die Bedürftigen auszutheilen, einer 
seits weil er nicht gewusst hätte, wie er ohne Vermögen sein 
Leben hätte fristen sollen und ferner weil er glaubte, wenn er sich 
von dem armen Gesindel nicht vornehm zurückhielte, würde man 
ihn für ihresgleichen halten und in der ehrbaren Gesellschaft 
nichts mehr von ihm wissen wollen. So war er froh, dass er 
eine Gelegenheit fand, den gehässigen Reichthum auf gute Weise 
loszuwerden, begab sich zum Pfarrer und fragte, ob er sein Geld 
unter die Armen vertheilen oder einfach aus allzugrosser Verachtung 
ins Meer werfen sollte; aber sie einigten sich schliesslich dahin, es 
auf dem Markte aufzuhäufen und preislich auszustellen. Wie man 
beim Beginne des Winters wohl ganze Berge von hellgrünen Kohl 
köpfen an öffentlichen Plätzen auf gestapelt sieht, glänzte nun 
dem staunenden Volke der goldige Mammon in die Augen> ohne 
dass jemand ihn angetastet hätte, sei es weil sich einer vor dem 
andern schämte oder weil das Geld bereits etwas zu Missfälliges 
und Unbeliebtes geworden war. 
An diesem Abend klopfte es zu später Stunde an meine Xhür, 
und als ich vorsichtig öffnete, trat Herr Mümmelke, der Pelz- 
könig, ein, entledigte sich seiner Vermummung und fragte nach 
4- w Redekünsten, ob es wirklich an dem sei, dass 
die Welt am 13. Juli des laufenden Jahres untergehen müsse. Ich 
sagte, leider verhalte es sich wirklich so, worauf er meine Gelehr 
samkeit belobte und sagte, wie er gehört hätte, dass ich auch 
sonst noch über mancherlei Zauber gebiete und auch die berühmten 
Alraunwurzeln besitze, durch die man sich so viel Reichthümer 
wie man wolle verschaffen könne, und ob ich ihm wohl gegen 
reichliche Bezahlung eine ablassen wollte. Ich fragte, ob er, ein 
so gewaltiger Geldmann und Pelzkönig, denn solche heimliche Mittel 
nethig habe um sich zu bereichern, welches er weit von sich 
w:zs, denn, sagte er, er habe im Gegentheil im Sinne, sich 
seines ganzen Vermögens zu entäussern und sich auf das Himmel- 
retch vorzubereiten, wie er ja immer der Ansicht gewesen sei, dass 
das Glück nicht in vollen Kisten und Fässern stecke, sondern in den 
Lutten schwebe und sich nicht auf die Erde herabziehen lasse. 
Indessen, fugte er hinzu, müsse ein sorglicher Mann doch an den 
fi < ~% n ‘ /Lcn ’ ~ ass die Erde unerwarteter Weise durch die gefahr 
volle Constellation hindurchschlüpfe, und was dann werden solle? 
Da. nun, wie er gehört hätte, die Natur dem Menschen allerhand 
unschuldige Mittel an die Hand gegeben hätte, damit er s'.ch 
ihrer bchatze bemächtige, sähe er nicht ein, warum man sich der 
selben nicht unter Umständen bedienen solle. 
So ganz unschuldig, erwiderte ich, wären diese Mittel nun freilich 
nicht, vielmehr könnte man dabei leicht in die Gewalt des Teufels 
gerathen und der ewigen Seligkeit verlustig gehen, was auch die 
rsache wäre, dass ich mich noch nicht damit abgegeben hätte, 
leraui lächelte der Pelzkönig unschuldig wie ein spielendes Kind 
und sagte, ein frommes Gemüth wie das seine brauche den Teufel 
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