MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 230)

rächt, wenn man glaubt, man brauchte in der Kunst nur mit einer gewissen 
Genialität aufzutreten, um des Erfolges sicher zu sein. Wer in der Kunst- 
geschichte blättert, wird erkennen, dass alle unsere großen Künstler, dass 
alle Jene, welche uns in der Gegenwart und aus der Vergangenheit als 
Vorbild dienen, fleißig gewesen sind. Also auf Fleiß und Ausdauer, 
welche ich als die sittlichen Eigenschaften eines jeden Künstlers bezeichnen 
möchte, erlaube ich mir ganz besonders aufmerksam zu machen. Bei 
Makart waren diese beiden Eigenschaften in hohem Grade vorhanden. 
Er hat trotz seines Wanderlebens ein geregeltes Leben geführt; seine 
Stundeneintheilung war in der letzten Zeit seines Wiener Aufenthaltes 
consequent dieselbe. Vom frühen Morgen bis zur Mahlzeit zwischen 
4- 5 Uhr war er in seinem Atelier thätig; um 3 Uhr empfing er Fremde 
oder Personen, die ihm näher standen. Nach dem Essen war er wieder 
bei der Arbeit und zwar sehr oft bis in die Nacht hinein thätig. Ein 
großer Theil der Arbeiten, von denen wir später sprechen werden, ist 
spät Abends ausgeführt worden. Dass ein so reiches und unermüdliches 
Phantasieleben auch nach und nach die physischen Kräfte eines Menschen 
aufzehrt, ist nur zu begreiflich. 
Makart war einer von den Malern, welche ihre Kunst vom univer- 
sellen Standpunkte aufgefasst haben, nicht nur von dem Standpunkte 
eines Malers, umsomehr, als er auch architektonisch gebildet war. Wie 
bekannt, ist Makart einer Familie entsprossen, die von Hause aus unbe- 
mittelt war. Sein Vater war in dem kaiserlichen Schlosse in Salzburg 
bedienstet"). Professor; Mayburger, der an der Realschule in Salzburg 
wirkte, machte zuerst auf das Talent des jungen Makart aufmerksam 
und seinen Bemühungen gelang es, die damals in Salzburg lebende 
Kaiserin-Mutter Carolina Augusta für den jungen Mann zu interessiren 
und die in ihrer Wohlthätigkeit unermüdliche Kaiserin hat es möglich 
gemacht, dass Makart die Realschule in Salzburg besuchen konnte. Die 
Gunst des Hofes, speciell des Kaisers, blieb Makart sein ganzes Leben 
hindurch; ihr verdankt er sein Atelier und eine Reihe von großen Auf- 
trägen, die leider unvollendet blieben. Von Salzburg ging Makart im 
Sommersemester 1858 nach Wien und trat in die Vorbereitungsschule 
der Akademie der bildenden Künste ein, blieb aber nur einige Monate, 
da wahrscheinlich seine Mittel einen längeren Aufenthalt nicht erlaubten 
und es den Salzburger Kunstjünger immer nach München zog, wo er 
speciell an Piloty einen seinem Genius entsprechenden Lehrer fand. Aber 
gern kehrte er wieder nach Wien zurück, mit dessen Bevölkerung ihn 
eine geistige Wahlverwandtschaft verband, wo er in Nicolaus Dumba 
schon i872 einen Kunstfreund fand, der ihm einen Auftrag ertheilte, 
welcher dem jungen Künstler Gelegenheit gab, sein glänzendes Talent 
') Nach lnnsbrucker Nachrichten war der Großvater Makarfu Tiroler und Burg- 
verwaher in Innsbruck gewesen.
	        
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