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Die Schabkunst gestattet daher auch, in unver
hältnismäßig kürzerer Frist Kolossalblätter herzustellen,
zu welchen der Grabstichel Jahre brauchen würde. Sie
hat diesen Vorzug im Laufe ihrer Geschichte auch
völlig ausgenützt, und das ganz besonders im Fache
des Portraits. Fast möchte man sagen, wie man heute
das Oelgemälde durch Photographie und Phototypie
rasch vervielfältigen kann, so hat auch die Schwarz
kunst dem Portrait vervielfältigend nachgearbeitet und
in kürzester Frist eine große Zahl Copien in dieser
Kunst geliefert, ebensowohl für die Freunde des
Originals, wie für den Kunsthandel. Zahllos, zum
Theile kolossal in den Dimensionen, Brustbilder und
Köpfe selbst in Lebensgröße, hat die Schwarzkunst
solche Portraits im Laufe des 18. Jahrhunderts in
ihrer Blüthezeit geliefert. Man zählt sie nach Tausenden.
Und darin wurde sie von ihrer Zeit begünstigt,
während diese ihr in anderer Weise zum Nachtheil
diente. Das 18. Jahrhundert hatte noch große Portraitisten,
ja diejenigen Englands zählen überhaupt in die Reihe
der hervorragendsten Maler, welche die Kunstgeschichte
kennt. Auch Frankreich kann sich in jener Epoche
noch wenn nicht großer, doch bedeutender und vor
trefflicher Portraitmaler rühmen. Anders ist es mit
denjenigen Malern, welche die eigentliche Historie wie
die religiöse Kunst vertreten, die Figurenmalerei im
großen Stil, wie sie im 16. und noch im 17. Jahr
hundert geblüht hatte. Dieser große Stil war nur
noch äußerlich vorhanden; er lag nicht im Geiste der
frivol gewordenen Zeit. Originalität, Kraft, Tiefe der
Empfindung, Schärfe und Charakteristik des Ausdruckes
hatte er eingebüßt; Schwäche in allen diesen Eigen
schaften war sein Wesen. Wie also die Historienmalerei,