Religion und Allegorie eingeschlossen, hinter dem
Portrait zurückstand, so musste auch die Schwarzkunst
als damals eminent moderne Yervielfältigungskunst
gleicherweise in der Wiedergabe figurenreicher Gemälde
ihrer Zeit hinter der Wiedergabe des Portraits zurück
stehen. Sie konnte ihre Werke nicht besser schaffen,
als die Originale ihr die Vorbilder lieferten.
Allerdings hat die Schabkunst sich auch an die
Wiedergabe älterer Meisterwerke gemacht, und sie hat
insbesondere nach Rubens Leistungen aufzuweisen,
welche, so weit es ohne Farbe möglich ist, der Wirkung
der Originale nahe kommen, vielleicht in höherem
Grade, als es dem reinen Kupferstich gelungen ist.
Aber das Hauptinteresse knüpft sich an dasjenige, was
in ihrer Zeit selber entstanden ist, und hier steht, was
Kunst und Interesse betrifft, das Portrait weitaus in
erster Linie. Und wie damals England im Portrait
voranging, so ist auch die Schabkunst in der Zeit der
Reynolds und Gainsborough fast zu einer specifisch
englischen Kunst geworden, obwohl sie dort weder
erfunden, noch einzig allein geübt wurde.
Fast scheint es, als ob damals im 18. Jahrhundert
jedes Land der Kunst seine eigene Art der Verviel
fältigung gehabt oder bevorzugt habe. So bildete Italien,
das Land der schönen Form, den reinen Linienstich
aus, der allerdings für die Wiedergabe der Werke
Raffael’s und seiner Mitstrebenden und Schüler als die
passendste Art erscheint; so bildete Frankreich die
Manieren des farbigen Kupferstichs aus, deren kokette
Reize die Schabkunst nicht zur Entfaltung kommen
Hessen; Holland übte nach Rembrandt’s großem Vor
gang mit Vorliebe die Radirung, während England die
Schabkunst, die Erfindung eines Deutschen, adoptirte