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der Henker mit dem Haupte Johannes des Täufers,
datirt vom Jahre 1658. In der friedlichen Zwischenzeit,
also zwischen 1654 und 1658, wird Prinz Rupprecht
die Schabkunst von Ludwig von Siegen erlernt haben.
Wo und wie das geschehen, ob unter dem Verspiechen
der Geheimhaltung, darüber sind nur Vermuthungen
gestattet. Prinz Rupprecht bewahrte das Geheimniss
nicht. Er theilte es dem Maler Wallerant Vaillant mit,
den er zu einem Mitarbeiter annahm. Dieser hatte
bisher mehrere Radirungen verfertigt, seit dem Jahre
1658 arbeitete er aber in der neuen Weise.
Gleichzeitig tritt noch eine andere Person in die
Urgeschichte der Schabkunst ein, der Mainzer Canonicus
Freiherr Theodor Caspar von Fürstenberg, wiederum
ein Dilettant, dessen erste Schabkunstarbeit vom Jahre
1656 datirt. Wie er so früh zur Kenntniss der bisher
geheimgehaltenen I echnik gekommen, ergibt sich aus
dem Umstande, dass Ludwig von Siegen eine Zeitlang
in Mainz in den Diensten des Kurfürsten gestanden.
Von dem Jahre 1658 aber datirt die weitere Ver
breitung der Schabkunst, die von nun an nicht blos
bei den Dilettanten und an deren Wohnsitzen verbleibt,
sondern in die Hände wirklicher Künstler geräth und
zu verschiedenen Ländern gelangt. Prinz Rupprecht
selbst trug sie nach England hinüber, wohin er sich
nach der Restauration der Stuarts im Jahre 1660
wiederum begab, um fortan im Dienste König Kail s II.
zu bleiben, freilich, namentlich in späteren Jahren, mehr
mit technischen als künstlerischen Arbeiten beschäftigt.
Er soll dem Zeichner und Kupferstecher John Evelyn,
Herausgeber eines Werkes über die Kupferstecherkunst
(London 1662), seine Schabkunst-Instrumente gezeigt
und denselben damit auch in die Technik eingeweiht