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Epoche. Sie vereinen die tiefste Schwärze mit der
höchsten Zartheit der Töne, mit der Weichheit in der
Abstufung des Clair-Obscur bei voller Wahrung der
Zeichnung ohne den harten Contour, den der trockene,
wenn auch noch so vollkommene Kupferstich nicht ver
meiden kann. Die Wirkung ist immer malerisch, nicht
zeichnerisch, und das steht wohl in vollstem Einklänge
mit der Art der großen englischen Portraitisten, die
sich in dieser Mezzotinto-Manier eine Vervielfältigungs-
kunst geschaffen haben, wie sie harmonischer nicht ge
dacht werden kann. Die zahlreichen, in großem Formate
gehaltenen Schabkunstblätter machen selber den Ein
druck Gemälde zu sein.
Es ist aber auch, als ob die Portraitmaler eigens
für die Schabkunst gearbeitet hätten. Diese schönen,
edlen Frauengestalten, wie . sie damals die englische
Nation in Fülle besaß, gekleidet in heller, freier, fast
antik fließender Gewandung, in einer Landschaft vor
die dunklen Bäume eines Parkes oder Waldes gestellt,
so in zarter Helligkeit aus dem tiefen Dunkel hervor
tretend — nichts Dankbareres gerade für das Mezzo
tinto ! So fast alle die weiblichen Gestalten nach
Reynolds, die vornehmsten Damen Englands wie nicht
minder die berühmten Heroinen der Bühne, eine Miss
Kemble, Mrs. Siddons u. A.
Nimmt man zu diesen hohen Damen der Aristokratie,
zu den gefeierten Schönheiten noch die unzählig oft
dargestellten Mitglieder der königlichen Familie und
des Hofes, sodann die männlichen bedeutenden Charakter
köpfe, welche England besaß, Staatsmänner wie Fox
und Lord Chatham, Dichter wie Sheridan und Gold
smith, Gelehrte wie Johnson, die Helden zur See,
die Feldherren, die großen Schauspieler wie Garrick