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zur See von einem Hafenplatze zum andern den fremden Posten
gestattet ist. So dürfen auch alle österreichischen Post-Expedi
tionen, die von den Lloyd-Agentien besorgt werden, Briefe nach
Filippopel, Sofia, Serres, Widdin, Rustschuk, Czernawoda,
Adrianopel, Tultscha und Sulina aufnehmen und ist ebenfalls das
entgegengesetzte Verfahren erlaubt.
Anfangs gab es nur Couriere der fremden Gesandtschaften,
denen mit der Zeit die Privat-Correspondenzen mitgegeben
wurden, und es wurde ein Beamter der Gesandtschaft mit der
Annahme und Ausgabe der Briefe betraut; — so entstanden nach
und nach die fremden Posten.
Die älteste in der Türkei bestehende fremde Post ist die
österreichische, da sie bereits über ein Jahrhundert den Corre-
spondenzverkehr nach Europa vermittelt.
Sowie sie die älteste Post ist, so ist sie auch die am meisten
ausgebreitete und bietet dem Publicum die meisten Vortheile dar,
da sie sich durch die ihr zu Gebote stehenden Verkehrsmittel in
der Lage befindet, Briefe nach allen Welttheilen aufzunehmen;
auch befasst sie sich, von den fremden Posten die einzige, mit
dem Transporte von Werthsendungen.
Nach der österreichischen besitzt die meisten Verkehrs
mittel die französische und nach dieser die russische Post.
Die englische Post hat nur zwei Aemter in der Türkei, eines
in Constantinopel und eines in Smyrna.
Das deutsche Postamt in Constantinopel vermittelt, trotz
der kurzen Dauer seiner Thätigkeit (es wurde im März 1870 er
richtet) beinahe den ganzen Correspondenzverkehr mit Deutsch
land, der Schweiz, Dänemark, Holland, Schweden, Norwegen,
Belgien und den Niederlanden, da sämmtliche Correspondenzen
nach und von den genannten Ländern durch Deutschland tran-
sitirt werden müssen.
Im Interesse des correspondirenden Publicums läge es, wenn
sämmtliche Posten in eine verschmolzen würden, denn, wenn
Jemand nach verschiedenen Ländern correspondirt und Ant
worten erwartet, so ist er verbunden, bei sämmtlichen Posten an
zufragen, da er nicht wissen kann, mit welcher Post die an ihn
lautenden Briefe einlangen; darum geschieht es auch oft, dass
[Constantinopel.] 8