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was den Landeskindern —- nach unsern Begriffen — an Eleganz
abgeht, ersetzen sie reichlich durch Weite und Bequemlichkeit
ihrer Kleidungsstücke, von denen sie wenigstens ein halbes
Dutzend, im Sommer von leichterem, im Winter von schwererem
Stoffe über einander tragen.
Die lebhafteste Geschäfts-Saison ist auch hier das Früh
jahr und der Herbst, besonders bei günstiger Witterung, welche
den Reisenden aus dem Innern gestattet, recht zeitlich anf dem
Markte zu erscheinen.
Auch das türkische Beäramfest hat einen grossen Einfluss auf
den Gang der Geschäfte; bei diesem Anlasse wird theils für die
eigene Equipirung, theils für die üblichen Geschenke viel
gekauft.
Den grössten Antheil an dem Importe von Manufactur--
waaren nach Constantinopel hat England, welches ausschliesslich
den kolossalen Bedarf an rohen und gebleichten Cattunen deckt;
ferner gedruckte Cattune und Garne, Tuche, glatte und fagonnirte
Modewaaren, Teppiche, Segeltuche, Leinen- und Posamenterie-
waaren, Spitzen- und Gummi-, Hanf- und Jutewaaren in sehr
grossen Quantitäten liefert.
Aus Frankreich werden bezogen: in erster Linie gezwirnte
Seide und Seidenwaaren, Modewaaren aus Seide und Baum
wolle, Baumwolle und Schafwolle gemischt, Posamenterie-Artikel,
Tuche und Sammte, Segeltuche und feine Gewebe aus Seide,
sogenannte Gaze.
Seit dem letztenKriege macht sich die Concurrenz Deutsch
lands zum Nachtheile Frankreichs sehr bemerkbar, und datirt
daher auch der grosse Aufschwung des Geschäftes in Posa-
menteriewaaren mit Deutschland, wodurch selbst England viel
eingebüsst hat, das seine Preise hauptsächlich in Folge der
Arbeiterstrikes des letzten Jahres auf eine ansehnliche Höhe zu
steigern genöthigt war.
Als Hauptartikel bringt Deutschland Tuche nach Constan
tinopel; ferner Mode- und Wolfwaaren aus Sachsen, welches
auch viele Posamenterie-, Strumpf- und Wirkwaaren einfuhrt.
Aus Sachsen und den sächsischen Herzogtümern werden
ferner die sogenannten Demi-Cotons bezogen, welche, zu Klei
dungsstücken für orientalische Trachten bestimmt, überaus leb-