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preise des raffinirten Meerschaums. Damit wurde vor 20 Jahren
ein Erträgniss von 15.000 Gulden erzielt.
Im Jahre 1867 wollte die Regierung die Steuer als Monopol
im Concurrenzwege vergeben, was eine gewaltige Aufregung in
der Bevölkerung hervorrief. Es wurden Petitionen und Deputa
tionen nach Constantinopel geschickt, und es gelang den Meistern
von Eski-Schelf auch diese verderbliche Massregel abzuwen
den, indem sie den Pacht der Meerschaumsteuer für jährlich
zu zahlende 10.000 L. T. gegen das Zugeständnis, dass die
Regierung jeden der vorerwähnten zwei Steuersätze auf 12<>/ 0
erhöhe, übernahmen, so dass gegenwärtig auf dem Producte eine
25% Steuer lastet.
Nach Ablauf der Pachtzeit, welche auf 3 Jahre festgesetzt
war, übernahm die Regierung die Steuer in eigene Regie, erzielte
aber in Folge des deutsch-französischen Krieges nur eine Jahres
einnahme von circa 70.000 Gulden oder 7000 L.
Sie fand sich daher veranlasst, die Steuer neuerdings in
Pacht zu geben.
Diessmal war es ein Consortium von Häusern aus Constan-
tinopel, mit welchem der Vertrag gegen eine Summe von jährlich
9000 L. T. auf 4 Jahre abgeschlossen wurde.
Die neue Compagnie, grösstentheils aus Kaufleuten
bestehend, welche nicht nur aus ihrem Vertrage, sondern auch
aus dem Handel selbst, den sie ganz in ihre Hände zu bringen
trachteten, Vortheil ziehen wollte, führte eine unglaubliche
Menge von erschwerenden und zeitraubenden Neuerungen ein
und brachte es glücklich soweit, dass der Handel durch mehr
als drei Monate brach gelegt wurde.
Um nur Ein Beispiel anzuführen, weigerte sich die neue
Regie, Waarentransporte, trotzdem die Steuerquittung vor
gewiesen wurde, ohne Eröffnung der Kisten aus der Stadt zu
lassen. Dabei war es ihr nicht sowohl um eine Chicane, sondern
um das Kennenlernen der Packung und Sortirung zu thun. Die
Käufer weigerten sich mit vollem Rechte gegen ein solches Vor
gehen, und es gab fortwährend Streitigkeiten, die kein Ende
nehmen zu wollen schienen. Da endlich durch die von den
Pächtern unternommenen Neuerungen auch die Handelsverträge
der Pforte in evidenter Weise verletzt wurden, fanden sich die