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Inzwischen traten grosse Valutaschwankungen in Oesterreich
ein; die Entwicklung der Dampfschiffahrt kam dem englischen
und französischen Handel zugute und schliesslich hat die tür
kische Finanzreform dein westlichen Europa die präponderirende
Stellung verschafft. Dasselbe begann seither Capitalien in Obli
gationen der neuen türkischen Staatsschuld anzulegen und bezog
den darauf entfallenden Coupon sammt Tilgungsfond. Die hie
sigen Bankhäuser errichteten Succursalen in London und Paris,
dagegen wurden durch Finanzgruppen dieser beiden grossen
Plätze hier Banken etablirt, deren Fonds und Credite die Regie
rung zur jeweiligen Deckung ihres Geldbedarfes in Anspruch
nahm. Daher kam es, dass das Finanzministerium mehr als der
wirkliche Handel auf den Wechselcours Einfluss gewann, und
Wien hat hier natürlich seine Wichtigkeit eingebüsst, da die
vorerwähnten Gründe London und Paris in den Vordergrund
stellten. Gegenwärtig bedient man sich zumeist der Wechsel
auf Frankreich und England, deren Cours, wie schon bemerkt,
von den Ansprüchen der Regierungen den Geldmarkt abhängt.
Die neue Handelspolitik Oesterreich’s, dessen inzwischen
gebesserte Valuta, so wie die bevorstehende Verkehrserleichte
rung durch die im Bau begriffenen Eisenbahnen berechtigten
zu der Hoffnung, dass Wien wieder bald seine ehemalige Wich
tigkeit für hier erlangt. Für die Erreichung dieses Zieles kann
die Anstro-Ottomanische Bank als die eifrigste Vorkämpferin
befrachtet werden.
Bank-Institute.
Wir führen nachstehend die hiesigen Bank-Institute in chro
nologischer Reihenfolge nebst einem Resume ihrer Statuten an :
Banqiie Imperiale Ottomane,
gegründet laut kais. Firman im Jahre 1863 durch englische und
französische Capitalisten. Das ursprüngliche Nominalcapital
de jßsg. 2,700.000, repräsentirt durch 135.000 Actien ä £sg. 20
(wovon ,£'sg. 10 eingezahlt), wurde im November 1865 auf
Nominal älsg. 4,050.000 — in 202.500 Actien und s@sg. 20
(£sg. lo eingezahlt) erhöht. Concessionsdauer 30 Jahre.