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Wir wollen noch hervorheben, dass es hier einzelne Con-
fectionshändler gibt, welche die Anzüge in Livorno fabriciren
lassen, ihren Tuchbedarf aber durch hiesige Connnissionäre
decken, welche die Waare direct nach Livorno gehen lassen.
Diese kaufen dann billige Sorten Nouveautes und billige Tuche
und Satins.
Die Verkäufe geschehen entweder per Meter in Francs,
oder per Brabanter Elle in Piaster-Tarif. Die Brabanter Elle ist
ungefähr unserem Landesmaasse, dem Pic, gleich. Bei Verkäufen
per Elle ist es Usance, dem Käufer % Elle per Stück zu ver
güten. Englische Tuche werden per Yard im Piaster-Tarif ver
rechnet.
Der Import geschieht per Steamer, aus Deutschland und
Oesterreich via Triest, aus Belgien und Frankreich via Marseille,
aus England via Liverpool. Der Einfuhrzoll ist 8%, weniger
10%. Verkaufsprovision, Magazinage u. s. w. 3—4%, Sen-
sarie % %.
Die Zahlungsbedingungen sind dem Verkäufer höchst un
günstig, denn selten kommen wirkliche Comptantverkäufe vor
und in diesen Fällen beanspruchen die Käufer enorme Sconti,
oft bis 10%. Die gewöhnlichen Verkaufsbedingungen sind 6%
Sconti gegen Cassa in 30 Tagen, welche jedoch zu GO bis 90
Tage verlängert werden, oder netto, zahlbar in drei Raten, d. h.
ä 4, 5 und 6 M., welche Termine ebenfalls nie pünctlich einge
halten werden.
Es tritt wohl bei keinem Artikel die Creditfrage so schwer
in’s Gewicht, wie beim Tuch, denn wie aus den angegebenen
Preisen hervorgeht, ist der Nutzen nicht im Verhältnisse zum lan
gen Stichgiro und wird zuweilen durch den Zinsenverlust ganz
aufgewogen.
Diese Verhältnisse haben sich glücklicher Weise in jüngster
Zeit zum Theil gebessert, denn die letzte Hausse in der Schaf
wolle hat insofern einen wohlthuenden Einfluss auf unsern Markt
ausgeübt, als der Artikel nicht mehr so vielen Händen zugäng
lieh geworden, so dass die grossen Vorräthe abgenommen, und
man nicht mehr wie früher auf Jahre hinaus Waare bestellte,
und Diejenigen, welche nun den Artikel in Händen haben, sich