Leder.
Von I). Pollak.
Wenn irgend etwas geeignet ist, von dem absoluten Mangel
an Industriegeist in unserem Lande ein Zeugniss abzulegen, so
ist es das hiesige Ledergeschäft, denn während Egypten einen
grossen Exporthandel in rohen Fellen und Häuten hat, welche
in Europa gegerbt und bearbeitet werden, importirt es anderer
seits sämmtliche Ledersorten.
Wohl sind öfters Versuche gemacht worden, Gerbereien zu
errichten, sowohl in Alexandrien als auch in Cairo, doch blieben
dieselben, da die Sache nicht mit der nöthigen Energie und
Fachkenntniss angegriffen wurde, erfolglos.
Die Production des Landes beschränkt sich daher auf das
sogenannte Futterleder (gelbe und rothe Schaffelle), welches zur
Erzeugung arabischer Beschuhung dient. In allerjüngster Zeit
hat ein Franzose hier eine Gerberei zur Erzeugung von Sohlen
leder errichtet, und diese scheint auf ein besseres Resultat als
die früheren Versuche Anspruch machen zu können, allein das
Unternehmen ist noch zu neu, um darüber schon jetzt ein rich
tiges Urtheil abgeben zu können.
Der Mangel an Gerbereien würde nun voraussetzen lassen,
dass das Importgeschäft von Leder hier von grossem Belange
sein müsse, leider aber erstreckt sich der Mangel an Industrie
noch so weit, dass er eine rückwirkende Kraft hat, indem das
Leder selbst hier nicht viel verarbeitet wird, und viele Leder-
waaren, darunter auch zum grossen Theile die wichtigsten, näm
lich Schuhwaaren, namentlich in jüngster Zeit fertig aus Europa
gebracht werden.
Die hier importirten Ledersorten sind also, mit wenig Aus
nahmen, diejenigen, welche zur Anfertigung von speciell hier
üblichen Beschuhungen dienen, und indem wir dieselben weiter