ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS.
es wegen der meist ungenauen technischen Bezeichnungen
und wegen unserer dermaligen Rathlosigkeit, diese Be¬
zeichnungen einwandsfrei zu erklären, heute immer noch
fraglich., welche Gattung von Teppichen unter den von
den antiken Schriftstellern erwähnten zu verstehen sei; doch
spricht wohl die überwältigende Wahrscheinlichkeit dafür,
dass jene im Alterthum so vornehmlich beliebten orienta¬
lischen Teppiche von derselben Art gewesen sein werden, wie
die noch heute vorwiegend geschätzten: also Knüpfteppiche.
Es ist nämlich kaum anzunehmen, dass die orientalische
Teppicherzeugung im Alterthum andere Arten von Teppichen
gekannt haben sollte als die noch heute gepflegten, das sind
gewirkte und geknüpfte. Nun erscheint es heute auf Grund
der ägyptischen Textilfunde ganz ausser Zweifel gestellt,
dass die Technik, in welcher die gewirkten Teppiche her¬
gestellt werden, einstmals in der ganzen abendländischenWelt
allgemein und in höherer Ausbildung verbreitet gewesen ist.
Auf diesem Gebiete hatten also die Orientalen mindestens
von der Zeit der Diadochen an den Abendländern nichts
mehr zu lehren. Es konnten somit jene orientalischen Teppiche,
die den Alten so sehr imponirten, doch wohl nur Knüpf¬
teppiche gewesen sein.
Aehnliches lässt sich in Bezug auf das Mittelalter sagen.
Auch dieses wusste orientalische Teppiche allezeit zu schätzen,
und zwar werden wir die bezüglichen schriftlichen Nach¬
richten nicht minder wie diejenigen aus dem Alterthum
hauptsächlich auf Knüpfteppiche zu beziehen haben. Etwa
vom X\ . Jahrhundert ab besitzen wir hiefür sogar unmittel¬
bare Beweise in den gemalten orientalischen Teppichen, die
sich auf zahlreichen Bildern deutscher und italienischer
Meister finden und deren Vorbilder wir zum Theil noch
heute zum Vergleiche heranzuziehen im Stande sind.
Also an Geschichte fehlt es den orientalischen Teppichen
keineswegs. Lässt sich aber diese Geschichte auch nur in