KAUKASISCHE TEPPICHE. •43
im Anhange daran an einer einzigen, allerdings hervor¬
ragenden und in der Ausstellung sehr reich vertretenen
Gruppe das eben geschilderte Verhältniss in einigen Einzel¬
heiten erörtern.
Charakteristisch für sämmtliche kaukasische Teppiche
(ganz ordinäre Marktwaare etwa ausgenommen) ist das bunt¬
farbige, blumige Aussehen. Die Farben sind gut und oft
sehr harmonisch gestimmt (149. 150). Auch die Motive sind
ausserordentlich zahlreich und wechselnd. Einem zusammen¬
hängenden Rankenmuster mit den obligaten vegetabilischen
Motiven der persischen Teppiche (Palmetten, Rosetten) be¬
gegnen wir nur in Ausnahmefällen. In der Regel haben wir
es mit geometrischen oder doch geometrisch stilisirten vege¬
tabilischen Motiven zu thun, die dann in der buntesten
Weise variirt erscheinen. Die Raumtheilung wird anstatt
durch fortlaufende Ranken häufig durch polygone Medaillons
bewerkstelligt, in und zwischen denen die kleinen Füllmotive
verstreut sind. Darin äussert sich eine Verwandtschaft mit
jenen Gattungen persischer Teppiche, die von Nomaden ge¬
fertigt werden — eine Verwandtschaft, die sich auch auf manche
Einzelmotive erstreckt. So zeigt 159 neben den hakengerän¬
derten Rauten auch die acht ins Kreuz gestellten Spiralen, die
für das Aschkali-Muster des Kaschkai-Teppichs besonders
charakteristisch sind. Eine noch primitivere Art der Raum¬
theilung zerlegt die Innenfläche entweder in ein Netz von
Rauten (151) oder in schmale Längsstreifen (161), in denen
lose nebeneinandergereiht die Einzelmotive in reicher Ab¬
wechslung angebracht sind. Eine weitere Eigenthümlichkeit
der kaukasischen Teppiche, die diese mit allen Xomaden-
teppichen theilen, ist die Neigung, Menschen- oder Thier¬
figuren anzubringen (161), und zwar nicht die historischen
Thiere des persischen Teppichs (Löwen. Stiere u. dgl.), son¬
dern einfache Hausthiere. wie Pferde und Ziegen, natürlich
in strenger geometrischer Stilisirung.