MAK

Volltext: Katalog der Ausstellung orientalischer Teppiche im K.K. Österr. Handels-Museum, 1891

ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS. Ein Merkmal, wodurch sich der moderne orientalische Teppich mehr oder minder strenge vom alten unterscheidet, liegt in der farbigen Erscheinung. Da aber die Corruption der orientalischen Farbengebung erst seit dem Eindringen europäischen Einflusses datirt und die europäische Umwälzung auf diesem Gebiete auch nicht älter ist als der Aufschwung der Farbenchemie in unserem Jahrhundert, so erscheint es klar, dass mit diesem Criterium nicht viel nach rückwärts gewonnen ist. Ungefähr das Gleiche gilt von dem Versuche, die Mache zum Prüfstein des Alters zu machen. Im Allgemeinen ist es gewiss richtig, dass die Sorgfalt der Ausführung in früherer Zeit auch auf diesem kunstgewerblichen Gebiete eine grössere gewesen ist, wobei schon der Umstand allein entscheidende Bedeutung geübt hat, dass es sich früher über¬ wiegend nicht um die Herstellung von Marktwaare für fremde Käufer, sondern um Hausfleisserzeugung für den eigenen Bedarf handelte. Andererseits werden aber noch heute im Orient Teppiche gefertigt, die, wie z. B. die Senne-Teppiche, uns durch die Dichte ihres Gewebes in Erstaunen setzen. Kaum besser steht es mit einem weiteren Criterium, das sich auf die zweifellos constatirte Abnahme der Feinheit der künstlerischen Empfindung bei den orientalischen Teppichknüpfern der neuesten Zeit stützt. Dieses Moment äussert sich unter anderm in sehr greifbarer Weise in der Behandlung der Bordüre, die an älteren Teppichen stets von vornherein unter Berücksichtigung der Ecklösung angelegt wurde, während der moderne Teppicharbeiter mit dem Rankenmotiv beginnt, unbekümmert darum, ob es sich auch in entsprechender "Weise um die Ecken wird herumführen lassen: die Folge davon ist, dass sich an neueren Teppichen in der Regel die Langseite der Bordüre an der Schmalseite todtläuft. Diese Abnahme der Feinheit der künstlerischen Empfin¬ dung datirt nicht von diesem Jahrhundert. Schon bei Chardin,
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