MAK

Volltext: Katalog der Ausstellung orientalischer Teppiche im K.K. Österr. Handels-Museum, 1891

ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS. 15 der Persien im XVII. Jahrhundert bereist hat, begegnen wir denselben Klagen. Da aber das erhaltene Teppichmaterial, etwa mit sehr geringen Ausnahmen, eben aus den letzten Jahrhunderten stammt, so gewinnt es den Anschein, als ob uns durch die erhaltenen Originale überhaupt nur die Zeit des Verfalles der orientalischen Teppicherzeugung illustrirt würde. Andererseits vermögen wir doch auch an Teppichen, deren Entstehung wir mit einiger Berechtigung in das vorige Jahr¬ hundert verlegen, die oben gerügten Mängel der künstle¬ rischen Durchbildung noch nicht in so auffallender Weise zu constatiren. Bevor also in die Geschichte der orientalischen Teppicherzeugung der früheren Jahrhunderte nicht auf an¬ derem Wege Klarheit gebracht sein wird, vermögen wir auch auf Grund des letzterwähnten Criteriums nicht viel mehr zu entscheiden, als dass ein Teppich der neuesten Zeit angehört oder nicht. Versagen somit die äusseren für Jedermann greifbaren Anhaltspunkte, so wollen wir nun nach wissenschaftlichen Criterien Umschau halten. Diese stützen sich natürlich grösstentheils ebenfalls auf äussere Merkmale, doch ist die Beurtheilung dieser letzteren nur unter Voraussetzung ander¬ weitiger besonderer Kenntnisse möglich. Ein solches äusseres Merkmal zur wissenschaftlichen Orts- und Zeitbestimmung besitzen wir in den Inschriften. Einen Fall, wo eine Inschrift unmittelbar Ort und Zeit der Entstehung nennt, haben wir bereits oben kennen gelernt; da es aber in solchem Falle nur der entsprechenden sprach¬ lichen Kenntnisse bedarf, um den Sachverhalt festzustellen, haben wir den erwähnten Fall unter die Besprechung der rein äusserlichen Criterien subsumirt. Anders steht die Sache, wenn die Inschrift der Datirung entbehrt. Dann tritt die moderne Wissenschaft der Paläographie in ihr Recht, mit deren Hilfe die Orientalisten aus dem jeweiligen Charakter der Schriftzeichen, wenn auch nicht Tag und Jahr, so doch
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