ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS. 15
der Persien im XVII. Jahrhundert bereist hat, begegnen wir
denselben Klagen. Da aber das erhaltene Teppichmaterial,
etwa mit sehr geringen Ausnahmen, eben aus den letzten
Jahrhunderten stammt, so gewinnt es den Anschein, als ob
uns durch die erhaltenen Originale überhaupt nur die Zeit des
Verfalles der orientalischen Teppicherzeugung illustrirt würde.
Andererseits vermögen wir doch auch an Teppichen, deren
Entstehung wir mit einiger Berechtigung in das vorige Jahr¬
hundert verlegen, die oben gerügten Mängel der künstle¬
rischen Durchbildung noch nicht in so auffallender Weise zu
constatiren. Bevor also in die Geschichte der orientalischen
Teppicherzeugung der früheren Jahrhunderte nicht auf an¬
derem Wege Klarheit gebracht sein wird, vermögen wir auch
auf Grund des letzterwähnten Criteriums nicht viel mehr zu
entscheiden, als dass ein Teppich der neuesten Zeit angehört
oder nicht.
Versagen somit die äusseren für Jedermann greifbaren
Anhaltspunkte, so wollen wir nun nach wissenschaftlichen
Criterien Umschau halten. Diese stützen sich natürlich
grösstentheils ebenfalls auf äussere Merkmale, doch ist die
Beurtheilung dieser letzteren nur unter Voraussetzung ander¬
weitiger besonderer Kenntnisse möglich.
Ein solches äusseres Merkmal zur wissenschaftlichen
Orts- und Zeitbestimmung besitzen wir in den Inschriften.
Einen Fall, wo eine Inschrift unmittelbar Ort und Zeit der
Entstehung nennt, haben wir bereits oben kennen gelernt;
da es aber in solchem Falle nur der entsprechenden sprach¬
lichen Kenntnisse bedarf, um den Sachverhalt festzustellen,
haben wir den erwähnten Fall unter die Besprechung der
rein äusserlichen Criterien subsumirt. Anders steht die Sache,
wenn die Inschrift der Datirung entbehrt. Dann tritt die
moderne Wissenschaft der Paläographie in ihr Recht, mit
deren Hilfe die Orientalisten aus dem jeweiligen Charakter
der Schriftzeichen, wenn auch nicht Tag und Jahr, so doch